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Sewastopol – eine Stadt der russischen Flotte

Sewastopol ist vor allem eine Stadt mit einer reichen Kriegsgeschichte. Die meisten Sehenswürdigkeiten erinnern an Kriegsschlachten der russischen Armee. Angefangen mit der ersten Verteidigung von Sewastopol, während des Krimkrieges 1853 und endend mit den heftigen Schlachten, während des Zweiten Weltkrieges. Es gibt aber hier auch durchaus einzigartige Orte. Man könnte, zum Beispiel, eine Reise in die ferne Vergangenheit durch Chersones-Ruinen unternehmen, ein Höhlenkloster in Inkerman besichtigen, einen Bunker im Berg mit der Werkstatt zur Wartung und Reparatur der U-Boote in der Balaklawa-Bucht besuchen oder den Sonnenuntergang auf den Ruinen der Genuesischen Türmen begrüßen. Und selbstverständlich sollte man nicht vergessen, sich auf den Stränden von Sewastopol und Balaklawa zu sonnen, und einheimische Fischgerichte oder traditionelles Essen der Krimtataren zu kosten.

Sewastopol wurde im XVIII. Jahrhundert gegründet. Aber sein heutiger Bestandteil, Taurischer Chersones, ist sehr viel älter. Neben Tauren lebten hier im V. Jhdt. v. Chr. auch die Griechen, die die Festung Chersones gebaut hatten. Im II. Jahrhundert wurde Chersones zur entwickelten Stadt mit der römischen Garnison. Die Region gehörte zum Byzantinischen Reich, die Russen kamen erst am Ende des Х. Jahrhunderts, (in den damaligen Chroniken hieß die Stadt Korsun). Chersones gilt als die Wiege des russischen Christentums: gerade hier wurde der Fürst Wladimir vor seiner Vermählung mit Anna, Schwester des byzantinischen Kaisers, getauft. Hundert Jahre früher gründeten die Griechen den ersten christlichen Höhlentempel, da wo ihnen die Ikone vom Heiligen Georg des Siegesträgers erschien. Heutzutage befindet sich dort das St. Georg-Mönchskloster von Balaklawa. Und in Chersones, am Taufort des Fürsten, befindet sich die 1891 geöffnete St. Wladimir-Kathedrale. Nach der Zerstörung durch die Goldene Horde kam Chersones zum Erliegen und geriet in Vergessenheit bis es zufällig 1827 bei einer Ausgrabung entdeckt wurde.

Die Geschichte der genuesischen Festung Cembalo gehört in die Jahrhunderte XIV. — XV. Die Ruine ihres dreistöckigen Turmes, des Donjons, ist das Symbol und die Sehenswürdigkeit von Balaklawa, einem der vier Bezirke vom heutigen Sewastopol. Am Ende des XV. Jahrhunderts wurde die Festung von den Türken erobert. Und das Krimkhanat wurde dem Osmanischen Reich unterstellt. Nach dem russisch-türkischen Krieg 1768 — 1774 wurde das Khanat unabhängig und schloss sich 1783 an das Russische Reich an. Der 14. Juni 1783 gilt als Gründungsdatum von Sewastopol. Eben dann begann der Bau von ersten Häusern, unter anderen auch das Haus des Geschwaderkommandeurs von Sewastopol, Foma Mekenzi, (engl. Thomas MacKenzie). Es wurde die St. Nikolaus-Kapelle gebaut und eine Anlegestelle, da wo heutige Anlegestelle Grafskaja pristan liegt.

Die Stadtentwicklung wurde durch den Krimkrieg gestört, den die Türkei Russland erklärt hatte. 1853 — 1856 wurde Sewastopol zum Schauplatz der verlustreichen Kämpfe der russischen Armee gegen die vereinigten Kräfte der Türkei, Englands, Frankreichs und Sardiniens. Hier leistete der junge Graf Lew Tolstoi seinen Militärdienst ab und der Gründer von der russischen Feldchirurgie Nikolai Pirogow führte die verbesserten Behandlungsmethoden ein. Die Statue des Admirals Nachimow, der die türkischen Schiffe bei Sinope vernichtete, befindet sich jetzt auf dem Platz, der auch seinen Namen trägt. Zur Erinnerung an diese Schlacht wurde eine der schönsten Treppen in Sewastopol danach benannt: Sinopskaja. Über diese Treppe herauf kommt man zur Kathedrale des Heiligen Apostelgleichen Fürsten Wladimir. Sie wird auch Admiralitätskathedrale genannt, dort wurden die Helden der Stadt Sewastopol: Admirale Nachimow, Lazarew, Istomin, Kornilow begraben. Das Panorama-Museum «Verteidigung Sewastopols 1854 — 1855» «berichtet» über die damaligen Ereignisse. Auf dem 115 Meter langen und 14 Meter hohen Kolossalgemälde wird eine Schlachtepisode auf dem Hügel Malachow-Kurgan dargestellt.

Besonders bekannt und beeindruckend in Sewastopol ist aber das Denkmal der versenkten Schiffe. Es wurde 1905 direkt im Meer errichtet: eine mit dem Adler aus Bronze gekrönte Säule auf dem Granitfels. Auf diese Art beschlossen die Bürger, die Versenkung eigener sieben Kriegsschiffe am 11. September 1854 zu verewigen. Dadurch sollte damals die Einfahrt der englisch-französischen Flotte in die Bucht von Sewastopol behindert werden. Die Verteidigung von Sewastopol dauerte 349 Tage, danach waren die russischen Truppen gezwungen, die Stadt zu verlassen. Laut dem Dritten Pariser Frieden 1856 trat Russland vom Protektorat über Fürstentümer Moldau und Serbien zurück, gab der Türkei ihre Festungen Kars, Ardahan wieder und bekam Sewastopol, Balaklawa, Kertsch-Jenikale und alles, was früher die alliierten Kräfte gewonnen hatten. Bis 1871 durfte Russland keine Militärflotte im Schwarzen Meer haben. Durch diese Umstände wurde der Wiederaufbau des, im Krieg ruinierten, Sewastopols verzögert. 1875 verband Sewastopol eine Eisenbahn mit Moskau und St. Petersburg. Am Anfang des XX. Jahrhunderts bekam die Stadt allmählich Popularität als Kurort. Aber die Revolutionsereignisse 1905 und dann 1917, behinderten dies.

Die Tragödie der Belagerung von Sewastopol wiederholte sich 1942, als die faschistischen Truppen die Stadt besetzten. Zum Andenken an die Helden des Großen Vaterländischen Krieges ist das Mahnmal für die heldenmütige Verteidigung von Sewastopol 1941 — 1942 mit dem Ewigen Feuer auf dem Nachimow-Platz gewidmet. Die Stadtbefreiung war teuer erkauft, während der erbitterten Kämpfe um den Berg Sapun im Süd-Osten von Sewastopol. Auf diesem Berg sind auch heute noch Verteidigungsgräben und Unterstände zu sehen. Zum Mahnmal gehört das Diorama «Erstürmung des Sapun-Bergs am 7. Mai 1944». Die Besichtigung der Gedenkstätte «35. Strandbatterie» hinterlässt einen starken Eindruck. Das ist ein restaurierter Fort- und Kasemattenkomplex der zentralen Bunkerlinie von Sewastopol. Es war die letzte Bastion der sowjetischen Verteidigungskräfte im Jahre 1942. Hier ist es möglich, 25 Meter tief herunterzusteigen und durch Kasematten zu gehen, dorthin, wo die Kraftquelle, ein Mannschaftsraum, eine Kombüse und ein medizinischer Block waren.

Nach dem Krieg war Sewastopol eine der Städte, die in erster Linie wiederaufgebaut werden sollten. Im Zeitraum von 1960 bis 1970 weitete sich die Stadt intensiv aus. Kurz davor, im Jahr 1957, wurde die 15 Autominuten entfernt liegende Stadt Balaklawa der Stadt Sewastopol angegliedert. Ungeachtet dessen, dass es ein Stadtbezirk von Sewastopol wurde, war der freie Zutritt dorthin nicht erlaubt. Es war ein spezieller Zulassungsschein notwendig. Die Ursache für so eine Geheimhaltung war die einzigartige S-förmige Bucht von Balaklawa. Sie ist von See her überhaupt nicht einsehbar! In dieser Bucht, direkt im Berg Tawros richtete man in den 1950er Jahren eine Werkstatt zur Wartung und Reparatur der U-Boote ein. Die U-Boote selber waren in der Bucht stationiert. Das sehr geheime Objekt, das einem Atombombenangriff standhalten konnte, wurde am Ende der 1990er Jahre zu einem Museum umgebaut. Heutzutage ist es für jeden Besucher offen.

In Sewastopol muss man unbedingt Fisch und Meeresfrüchte kosten. Sie sind die absolute Hauptspezialität der einheimischen Küche. Die Seebarbe oder Streifenbarbe ist besonders berühmt und noch von der Antike bekannt. Es lohnt sich Scholle und Harder zu kosten, Garnelen und Meeresschnecken- oder Muschel-Julienne zu genießen. Anfang September findet in Sewastopol ein gastronomisches Fest «Muschel-Express» statt: Küchenchefs bieten ihre Gerichte aus Muscheln an, führen Meisterklassen und Bewertungen durch.

Diejenigen, die Fleischgerichte bevorzugen, müssen die tatarische Küche, die auf der Krim sehr verbreitet ist, kosten. Zum Lieblingsfastfood gehören Fleischtaschen, (russ. Tschebureki), mit Hammel- oder Rindfleisch und Käse. Die andere alte Krim-Volksgruppe, Karäer, ist mit ihren «Tschir-tschir», mit Fleisch oder Gemüse befüllten Teigtaschen, bekannt. Die für Süd-und Ostvölker traditionelle Suppe Laghman wird hier mit Hammelfleisch, Gemüse und Nudeln zubereitet. Zum Mahlzeitschluss lohnt es sich einen duftenden Kräutertee mit der Quitten-, Kornelkirschen- oder Rosenblätterkonfitüre zu trinken. Das süße Thema wird im Marmeladen-Museum im Ökopark «Lukomorje» fortgesetzt. Seit 2010 werden hier nicht nur Meisterklassen und Bewertungen organisiert, man erzählt auch über alte Verfahren in der Süßigkeitsproduktion.

Die wichtigsten Stadtfeste in einer Meerstadt sind selbstverständlich mit dem Meer und der Flotte verbunden. Die größten Massenveranstaltungen finden in Sewastopol während des Marinetages am letzten Julisonntag statt. Dann ist die Schwarzmeerflottenparade vom Primorski Boulevard sich anzusehen. Der Tag des Sieges am 9. Mai wird mit Festzügen und mit dem Salut gefeiert. Vor dem Festtag wird die Bestürmung vom Berg Sapun nachgestellt, die bis zu 10 Tausend Zuschauer besichtigen. Am Anfang September ist die Zeit für ein großes kriegsgeschichtliches Festival auf der Krim, während dessen die historischen Vereine Kämpfe aus unterschiedlichen Epochen von der Antike bis zum «Kaltkrieg» nachbilden. Anfang Juni wird die Stadt zum Schauplatz der Segelregatta und des Festivals «Weiße Nächte in Sewastopol». Im August findet im Tal von Balaklawa das Musikfestival unter freiem Himmel «Goldene Balke» (russ. Zolotaja balka) statt. Das Kulturleben der Stadt ist auch in kalten Jahreszeiten intensiv. Im November ist Sewastopol eine der Spielstätten des internationalen Jazz-Festivals auf der Krim. Die Heldengeschichte von Sewastopol, seine Museen, die an Kriegskämpfe erinnern, alte Denkmäler und einzigartiges Balaklawa mit seinem U-Boote-Museum im Berg und genuesischen Türmen machen diese Stadt am Schwarzen Meer zum attraktiven Reiseziel auf der Krim.

Wie zu erreichen

Um nach Sewastopol zu kommen, muss man am Flughafen Simferopol landen. Es gibt Flüge aus Moskau. Flugdauer ist 2,5 Stunden. Noch etwa drei Stunden nimmt die Fahrt vom Flughafen bis Sewastopol mit dem Bus, Taxi oder Nahverkehrszug, (Elektritschka), in Anspruch. Es wird geplant, den Militärflughafen Belbek, der in 30 Autominuten von Sewastopol entfernt liegt, für Zivilflüge zu eröffnen. Aktuell fehlt eine direkte Zugverbindung mit Russland. Im Sommer ist es möglich, mit dem Zug nach Anapa oder Krasnodar zu kommen, dann mit einem Bus, Fähre und wieder mit einem Bus bis Sewastopol. Der Hafen von Sewastopol ist mit der Türkei, Bulgarien und Abchasien über Kreuzfahrtstrecken verbunden.

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