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Jaroslawl — die Perle im Goldenen Ring

Jaroslawl, das drei Stunden von Moskau entfernt liegt, hat viele Gründe, um stolz zu sein. Das erste russische Theater, die erste Kosmonautin Walentina Tereschkowa, der Animator und Oscar-Preisträger Alexander Petrow, das historische Stadtzentrum und UNESCO-Weltkulturerbe, eine Stadtarchitektur, die alle Strömungen der russischen Architektur aus dem 16.-20. Jahrhundert wiederspiegelt...Und natürlich ist Jaroslawl die Hauptstadt des Goldenen Rings, einer Route durch die historischen Städte Russlands. Außerdem gehört Jaroslawl zu den zehn besten touristischen Regionen des Landes und trägt dank seinen architektonischen Denkmälern inoffiziell den Namen Florenz des russischen Nordens. Ebenso wurde der Stadt die Ehre zuteil, auf der russischen Nationalwährung abgebildet zu werden: Das Denkmal des Gründers von Jaroslawl kennen alle, die jemals einen 1000 Rubel-Schein in den Händen gehalten haben.

Als Gründungsjahr Jaroslawls gilt das Jahr 1010: der Rostower Fürst Jaroslaw, (im Nachhinein, «der Weise» genannt), erschlug an dem Ort, wo die Flüsse Wolga und Kotorosl zusammenfließen, mit der Mordaxt einen Bären und befahl am nächsten Tag an dieser Stelle eine Stadt zu gründen. Bis heute weiß man nicht, wie Jaroslaw an jenen Ort gekommen war. Einer Version zufolge hat er sich auf einer Jagd von seinem Gefolge gelöst und traf unterwegs auf einen Bären. Eine andere besagt, dass der Fürst mit der Absicht gekommen war, die hier lebenden Heiden zu christianisieren; diese ließen das Tier auf ihn los. Wie es dem auch sei, ziert ein Bär mit einer Mordaxt bereits seit vielen Jahrhunderten das Wappen der Stadt, die der Fürst gegründet hat. Und Jaroslawl ist, wenn man Philologen Glauben schenken darf, eine Transformation des Adjektivs «Jaroslawlew», also zu Jaroslaw gehörig.

Im 13. Jahrhundert wurde Jaroslawl zu einer Siedlung mit eigenem Handel und Handwerk, die Grenzen der Stadt erstreckten sich über den hölzernen Kreml hinaus. Im Jahre 1238 wurde Jaroslawl, während der mongolischen Invasion niedergebrannt. Im nächsten Jahrhundert wurde es von der Pest befallen und mehrmals in interne Konflikte unter den russischen Fürsten hineingezogen; Anfang des 16. Jahrhunderts erlebte die Stadt einen Großbrand.

Zu Zeiten der Smuta, im Jahr 1612, war Jaroslawl vorübergehend zur Hauptstadt des russischen Staates geworden: Die tatsächliche Hauptstadt Moskau war zu diesem Zeitpunkt von den polnisch-litauischen Eindringlingen besetzt. Später ging es mit der Stadt bergauf: Jaroslawl, das sich an der Schnittstelle von mehreren Handelswegen befand, wurde schnell zu einem großen Zentrum für Handwerk und Handel. Es war die zweitgrößte Stadt mit dem drittgrößten Handelsumsatz in Russland! Man kam aus dem Ausland zum Arbeiten hierher: Rund 30 ausländische Handelsvertretungen hatten sich hier niedergelassen. Es entstanden Dynastien von Jaroslawler Kaufleuten, die der wirtschaftlichen Elite des Landes angehörten. Für ihre eigenen Gelder erbauten sie in Jaroslawl Kirchen und die Meister, die dafür Fliesen und Fresken anfertigten, erlangten einen landesweiten Ruhm. Im 18. Jahrhundert war Jaroslawl auch ein Industriezentrum geworden, im 19. Jahrhundert waren hier mehr als 50 Betriebe tätig. Die industrielle Entwicklung wurde auch im 20. Jahrhundert fortgesetzt: Zu Sowjetzeiten bescherte Jaroslawl dem Land den ersten eigens hergestellten Muldenkipper, Straßenbahn und Dieselmotor. In der Stadt ist Walentina Tereschkowa geboren und aufgewachsen — die erste Kosmonautin der Welt!

Jaroslawl heute ist eine fortschrittliche Kulturmetropole. 1750 entstand hier das erste russische öffentliche Theater, in demselben Jahrhundert wurde hier die erste Zeitschrift der russischen Provinz herausgegeben. Seit 2005 gilt die Stadt als Mittelpunkt eines der beliebtesten Feste aller Russen — der Maslenitsa, (Butterwoche). Für die Liebhaber religiöser Architektur ist Jaroslawl nicht zu unterschätzen. Hier sind mehrere Dutzende Kirchen aus unterschiedlichen Epochen erhalten. Die ungewöhnlichsten und schönsten unter ihnen sind die Prophet-Elias-Kirche, die Mariä-Entschlafungs-Kathedrale und die Anlage in Korowniki. Jedoch verharrte diese Stadt keineswegs in der Vergangenheit. In den letzten Jahren sind solche beliebten Sehenswürdigkeiten, wie der Zoo, der Millenium-Park, der «Null-Kilometer» am Goldenen Ring hinzugekommen.

Jaroslawl hat auch in Sachen traditionelle russische Kochkunst einiges zu bieten. In den Menüs der hiesigen Restaurants sind unter anderem anzutreffen: Schtschi aus Weißkohl, «bunte» Fischsuppe, (mit Zwiebeln — weiß, mit Safran — gelb, mit Gewürzen — schwarz), eingelegter Weißkohl, Äpfel, Pflaumen, Kwas, (Brotgetränk), aus Roter Beete oder Steckrüben. Jaroslawler Länder rühmten sich schon immer mit ihrer Fischvielfalt und den entsprechenden Gerichten: Hier werden der traditionelle geschlossene Kuchen mit Stör, gefüllte Hackscheiben aus Hecht, Buletten aus Hering und gefüllte Barsche zubereitet. Zu Zarenzeiten war das Gouvernement Jaroslawl einer der größten Käsehersteller und erst unter sowjetischer Herrschaft entwickelte sich hier eine eigene Marke — der Poschechonskij-Käse.

Das Leben pulsiert in der Stadt an der Wolga: Jederzeit kann man hier auf irgendeine groß angelegte Kulturveranstaltung oder Feier treffen. Ende des Winters, im Vorfeld zur großen Fastenzeit, feiert die Stadt, Maslenitsa — ein Fest, bei dem man in ungeheuren Mengen Pfannkuchen verzehren und sich an winterlichen Vergnügungen beteiligen kann. Ende Mai feiert Jaroslawl seinen Geburtstag — die Feier wird am letzten Samstag im Frühling begangen und kommt kaum ohne Konzerte, Wettbewerbe und ein Feuerwerk aus. Im August empfängt die Stadt den «Schmaus an der Wolga». Dies ist ein Fest, das einem Gastronomie-Festival gleicht, mit Workshops mit kulinarischen Köstlichkeiten aus der ganzen Welt, Wettbewerben für nationale Küchenteams und anderen «schmackhaften» Unterhaltungen. In demselben Monat findet in Jaroslawl das Festival «Verklärung» für Glockengeläut und religiöse Musikveranstaltungen statt. Im September wird die Stadt von dem Internationalen Theaterfestival Wolkowskij vereinnahmt.

Um Jaroslawl kennen- und lieben zu lernen, muss man nicht nur durch die Stadtmitte, sondern auch an den Mauern des Erlöser- und-Verklärungs-Klosters und den Wolga- und Kotorosl-Uferstraßen entlang spazieren. Wichtig ist es auch, sich die Stadt vom Tweritskij Kai aus anzusehen — dem anderen Wolgaufer; In die Stille im Tolgskij Kloster hineinzuhorchen, Korowniki und Toltschkowo zu besuchen, die erstaunliche Kirchen zu bieten haben. Dann wird einem schnell klar, dass Jaroslawl nicht von ungefähr als die Perle des Goldenen Rings gilt!

Wie zu erreichen

Die Zugfahrt nach Jaroslawl von Moskau aus braucht etwas mehr als drei Stunden, mit dem Bus — ungefähr 4 Stunden. Und bis zum Jaroslawler Flughafen Tunoschna gibt es Direktflüge aus St. Petersburg: Flugdauer: 1,5 Stunden.

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