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Uljanowsk – die Lenin-Stadt

Uljanowsk ist eine Stadt der Höchstleistungen. Sie liegt an den Ufern des Kuibyschewer Stausees, dem drittgrößten in der Welt, und gilt als Hafen der fünf Seen. Von hier aus kann man über die Wolga und Kanäle, sowohl zu den nördlichen Seen, zum Ostsee und dem Weißen Meer, als auch zu den südlichen, zum Schwarzen, Asowschen und Kaspischen Meer kommen. Uljanowsk ist ein großes Zentrum der Automotivindustrie: ab 1941 arbeitet hier das Uljanowsk Automobilwerk, (UAZ) (russ. Uljanowski Avtomobilnyj Zavod), dessen Produkte noch während der Sowjetzeit im Ausland anerkannt waren. Vor allem ist aber Uljanowsk als Heimatstadt von Wladimir Iljitsch Lenin bekannt. Hier gibt es zahlreiche Museen, die der Leitfigur des Weltproletariats gewidmet sind. Die Stadt gehört zu der Touristenstrecke, «Rote Strecke», die in Russland durch die Lenin-Gedenkstätten führt. Also, hier gibt es etwas zu bewundern und zu erlernen. Nicht ohne Grund wurde Uljanowsk im Jahr 2016 in die Liste der TOP-20 Ziele für Sommerreisen in Russland eingetragen!

Die Geschichte von Uljanowsk begann 1648, als Bojar Bogdan Chitrowo auf Befehl des Zaren Alexej Michajlowitsch eine Festung auf dem Berg über der Wolga gründete, um die Ostgrenzen der Rus vor Nomaden zu schützen. Die Festung wurde Sinbirsk, (ab 1780 Simbirsk), genannt, und bis jetzt existiert keine unbestreitbare, oder wenigstens glaubhafte Erklärung dieses Namens. Die meisten Versionen beruhen auf den Vermutungen, dass es zuerst ein Wort türkischer Herkunft war, das mehrere Begriffe bedeuten könnte: der heilige Berg, das Einzelgrab, die erste Grenze.

1780 bekam die Stadt den Status eines Gouvernements und seitdem begann ihre Blütezeit. Im Mittelpunkt des Stadtlebens war der Berg, wo eine Festung lag. Dieser Stadtteil hieß Krone, (russ. Wenetz). Diesen Namen trägt jetzt ein Boulevard, der sich auch dort befindet. In Simbirsk waren Landwirtschaft, Fischerei und unterschiedliche Handwerke sehr entwickelt, hier fand einer der größten Jahrmärkte in der Wolga-Region, der Sammelmarkt, (russ. Sbornaja), statt. Die Stadt war ein wichtiges Kulturzentrum: noch im XVIII. Jahrhundert wurde hier eines der ersten russischen Theater eröffnet, und 1838 erschien eine der ältesten, provinziellen Zeitungen, «Simbirskije gubernskije vedomosti». Der Dichter Alexander Puschkin besuchte die Stadt und hier wurde Nikolai Karamsin, der hervorragende Reformer der russischen Sprache geboren. Ihm zu Ehren wurden ein Square im Stadtzentrum und zahlreiche andere Orte benannt. Der Karamsin-Name ist eng mit der Geschichte des Buchstaben «Ё» verbunden: gerade er hatte ihn gedruckt in seiner eigenen Zeitschrift «Aonidy» gebraucht. Es gibt in der Stadt ein Denkmal für diesen Buchstaben.

1864 erlebte Simbirsk eine Tragödie: ein starker Brand vernichtete zwei Drittel der Stadt. Aber sie wurde schnell wiederaufgebaut. In diese neu aufgebaute Stadt zog im Jahre 1869, Ilja Nikolajewitsch Uljanow mit seiner Familie aus Nishnij Nowgorod um, hier bekam er die Stelle eines Inspektors der Volksschulen. In Simbirsk wurden fünf von seinen sechs Kindern geboren, unter ihnen auch Wolodja, den die ganze Welt als Wladimir Iljitsch Lenin, Leitfigur des Weltproletariats, kennt. Die Familie Uljanows lebte hier fast 20 Jahre, alle mit ihr verbundenen Wohnorte, (das Geburtshaus des künftigen Revolutionärs, die Uljanows Mietwohnung, ihr Eigentumshaus), sind heutzutage die Bestandteile des großen Lenin-Memorials. Die Stadtstraßen tragen auch die «Lenin-Namen», darunter eine der ältesten Straßen, ehemalige Moskowskaja, jetzt Lenin-Straße. Das heißt, dass Lenin hier durch die Lenin-Straße ging, ohne es zu wissen: damals war er noch ein Uljanow, und die Straße hieß Moskowskaja. Es ist nicht verwunderlich, dass auch der Museumskomplex, «Heimatstadt von W.I. Lenin», gerade in dieser Straße liegt.

Die Lenin-Gedenkstätten in Uljanowsk wurden in der Sowjetzeit besonders gut besucht, sowohl von Iljitsch-Mitbürgern, als auch von Ausländern. Mehrmals in der Woche legten hier die Schiffe an, die eine Wolga-Kreuzfahrt machten, und einige Tausend Touristen machten sich mit dem Ort bekannt, wo der künftige Revolutionär geboren wurde, wo er aufwuchs und lernte. Die touristische Brandmarke der Stadt war damals der Lenin-Name und alles, was damit verbunden war. Zu Ehren von Lenin wurde Simbirsk erst nach seinem Tod umbenannt, im Mai 1924. In der postsowjetischen Epoche vermied Uljanowsk eine Umbenennung. Wie die Heimatforscher von Uljanowsk behaupten, ist einerseits die Herkunft des alten Namens Simbirsk unbekannt, deswegen hat es keinen Sinn die Stadt zu benennen, ohne den Sinn des Wortes zu verstehen, und andererseits ist im heutigen Uljanowsk sehr wenig vom alten Simbirsk erhalten geblieben: so stark unterscheidet sich die Stadt von ihrem Stadtbild vor der Revolution. Dafür verwenden viele lokale Firmen in ihren Namen die Ableitungen vom Wort Simbirsk, so wurde ein Ausgleich trotzdem erreicht.

In der Sowjetzeit verlor Uljanowsk praktisch alle Kirchen. Besonders wichtige davon wurden wiederaufgebaut, so wie die St. Hermann-Auferstehungs-Kathedrale, oder neu gebaut, zum Beispiel, die Christi-Himmelfahrt-Kathedrale. Uljanowsk ist heute ein großes Industriezentrum, das noch während der Sowjetzeit berühmt war, dafür ist es den Werken UAZ, wo die legendären Geländefahrzeuge, «UAZik», vom Band kamen, und AVIASTAR, das die stärksten Militärtransportflugzeuge, «Ruslan», herstellte, dankbar. Aber heute ist es nicht nur eine harte Industriestadt. Hier ist auch das Kulturleben sehr gut entwickelt. Jährlich wird zum Beispiel das internationale Filmfestival, «Ot wsej duschi», («Mit ganz Seele»), durchgeführt.

In Uljanowsk sind Rezepte, der für die Wolga-Region typischen Backwaren, erhalten geblieben. Hier kann man mit Fleisch, Kartoffeln und Grütze gefüllte Teigtaschen, (russ. Piroschki), kosten. Mit so einem sättigenden Essen kann man den Hunger gut stillen. In einigen Restaurants der Stadt werden echte, russische Pfannenkuchen, (russ. Bliny), angeboten. Übrigens werden sogar in alten russischen Kochbüchern besondere Pfannenkuchen von Simbirsk aus Buchweizenmehl erwähnt. Und selbstverständlich, wie in jeder Wolga-Stadt, muss man in Uljanowsk Fischgerichte probieren: unterschiedliche Fischsuppen, (russ. Ucha) und Bratfisch.

Obwohl Uljanowsk nicht in die Liste der Städte für die Fußball-Weltmeisterschaft 2018 eingeschlossen wurde, tritt das Gebiet Uljanowsk als eine der Trainingsstätten auf. Der Hauptsportplatz ist das Stadion «Trud». Noch lange vor der Fußballmeisterschaft wurde festgestellt, dass die Zimmerkapazitäten der Stadt die Möglichkeiten besitzt, nicht nur trainierende Sportler, sondern auch Fußballveteranen, Richterbrigaden und Touristen, die den Spielbesuch mit einer Russlands-Reise verbinden wollen, zu unterbringen. Uljanowsk ist daher doch ein Verbindungsglied zwischen Saransk, Samara und Kazan, die für die Spiele der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 ausgewählt worden sind.

Ungeachtet dessen, dass der Glanz der Brandmarke, «Lenins-Heimatstadt», für Uljanowsk etwas verblichen ist, bleibt die Stadt trotzdem ein interessanter Punkt auf der Karte Russlands. Die Wolga-Weiten, der Flusshafen, die Lenin-Gedenkstätten und Museen, die der Bildungsentwicklung in Russland gewidmet sind, — etwas davon wird für die Reisenden unbedingt interessant sein und öffnet unerwartete Stadtseiten.

Wie zu erreichen

Von Moskau nach Uljanowsk kommt man mit einem Zug, (Reisedauer 14 bis 17 Stunden), oder mit einem Flugzeug, (etwa 1,5 Stunden), zum Flughafen «Wostotschny». Man kann auch hierher mit den Bussen aus Samara, Saransk oder Kazan innerhalb von 4-5 Stunden kommen, mit einem Zug wäre es deutlich länger.

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