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Kostroma, Wiege des Romanow-Geschlechts

Nur 350 Kilometer von Moskau entfernt liegt eine der größten Städte des Goldenen Ringes Russlands, Kostroma. 2017 feierte die Stadt ihren 865. Geburtstag. Hier taucht man auf eine unfassbare Art und Weise in die Atmosphäre des 18. und des frühen 19. Jahrhunderts ein. Die Holzhäuser haben geschnitzte Fensterverkleidungen, auf den Straßen stehen Wasserkräne. Die Mauer des Ipatos-Klosters «erzählen» über das berühmte Zarengeschlecht der Romanows, die goldenen Kuppeln der Kirchen erinnern an die alte, lange Geschichte der Stadt, die einmaligen Sonnenuntergänge an der Wolga bleiben unvergesslich. Die Touristen kommen hierher, um die Fresken der Dreifaltigkeits-Kathedrale zu bewundern, traditionelle russische Gewerbe kennenzulernen und den berühmter Käse aus Kostroma zu kosten.

Es gibt zwei Versionen, wie die 1152 vom Susdaler Fürsten Juri Dolgoruki gegründete Stadt ihren Namen bekam: entweder klang «Kostroma» dem ugro-finnischen Wort «kostrum» (was «Festung» bedeutet) ähnlich oder aber nach dem Namen der Strohpuppe Kostroma, die jeden Frühling zu Ehren des slawischen Sonnengottes Jarilo verbrannt wurde. Mitte des 14. Jahrhunderts wurde Kostroma zum Teil des Moskauer Fürstentums und damit zum wichtigsten nordöstlichen Vorposten des Landes. Hinter den robusten Mauern des Ipatios-Klosters und des Nikolaus-Klosters von Babaiki, (russisch: Nikolo-Babajewski monastyr), fanden oft die Moskauer Fürsten Schutz. Die 500 Jahre alten Überreste der Befestigungsbauten des städtischen Kremls sind bis heute erhalten geblieben, heutzutage ist es das Gelände des zentralen Parks.

 1613 geschah in Kostroma ein für ganz Russland bedeutendes Ereignis. In den Räumlichkeiten des Ipatios-Klosters wurde der neue russische Zar Michail Fjodorowitsch Romanow gewählt, Stammvater der Dynastie, die über 300 Jahre das Land regierte. Die Polen, die den jungen Zaren in ihre Hand bringen wollten, haben den einheimischen Kostromaer Bauer Iwan Susanin als Führer angeheuert. Dieser wollte Michail Fjodorowitsch retten und hatte die Polentruppen in tiefe Wälder geführt, dabei kam er selbst ums Leben. Sein Denkmal steht heute im Zentrum von Kostroma, aus dem Susanin-Platz.

 Gegen Mitte des 17. Jahrhunderts wurde Kostroma zu einer lärmenden Marktstadt. Eine nach der anderen entstanden hier Marktreihen. Zuerst aus Holz, seit dem 18. Jahrhundert aus Stein, stehen sie unverändert bis heute. Die Kaiserin Katharina die Zweite war über die Schönheit der hiesigen Orte entzückt und hatte der Stadt ein Wappen mit der Abbildung einer Galeere verliehen. Nach dem nächsten verheerenden Brand, der die Stadt fast völlig zerstört hatte, hatte die Kaiserin den Stadteinwohnern einen neuen Bebauungsplan geschenkt. Der Legende nach hatte Katharina ihren Fächer ausgebreitet, ihn auf die Landkarte geworfen und befohlen: So wird es gebaut! Heute ist im Stadtzentrum diese fächerförmige Bebauung sehr gut zu erkennen: acht breite Straßen sehen wie Strahlen aus, die vom Stadtzentrum, den Susanin-Platz, den die Einheimischen «Pfanne» nennen, auseinandergehen.

 Seit dem 18. Jahrhundert entwickelte sich Kostroma zu einem großen Binnenhafen. Im 19. Jahrhundert wurde hier eine Leinenmanufaktur gebaut, und die Stadt wurde zur Leinenhauptstadt Russlands. Auch heute sind Erzeugnisse aus Leinen sehr begehrt, man kann diese in Fachgeschäften und Souvenirläden kaufen.

 Zu den Sehenswürdigkeiten von Kostroma kann man auch den Käse zählen. Die erste Käserei wurde hier Mitte des 19. Jahrhunderts gegründet. Die Historiker berichten, dass die Moskauer Kaufleute eine lange Zeit hindurch Rassekühe nach der Oblast Kostroma brachten und den Bauern schenkten; die Bauern sollten diese Kühe auf ihren Wiesen weiden lassen und die Milch an die in der Umgebung gebauten Käsereien liefern. Der hier produzierte Käse wurde in Moskau und Sankt Petersburg verkauft. Jetzt wurde nicht weit von den Handelsreihen im Zentrum von Kostroma eine Käse-Börse eröffnet. Dort kann man verschiedene Käsesorten probieren und den gewünschte Käse kaufen, sowie Honig direkt vom Imker erstehen. Was die lokale Küche betrifft, so gehören zu den örtlichen Spezialitäten eine Suppe mit Steinpilzen und Kohlsuppe nach Kaufmanns Art in Tontöpfchen.

 Das moderne Kostroma liegt auf beiden Wolgaufern, die zwei Brücken miteinander verbinden: die Eisenbahnbrücke und Auto- und Fußgängerbrücke. Im Stadtzentrum ist der Bau von Hochhäusern verboten, deshalb schaffen kleine gemütliche Straßen, alte steinerne Stadtvillen und Holzhäuser eine unnachahmliche Atmosphäre des patriarchalischen Altertums. Aus jedem Punkt des alten Kostroma ist der legendäre Feuerwachturm zu sehen, nicht weit von ihm, hinter den Mauern des Epiphanien-Klosters wird die Fjodorowskaja Ikone der Gottesmutter aufbewahrt, die Schutzpatronin der Stadt ist. Die alten Mauern des Ipatios-Klosters bewahren Erinnerungen an die großen Ereignisse russischer Geschichte. Das Freilichtmuseum für Holzbaukunst versetzt den Besucher in die Vergangenheit von Kostroma und seiner Umgebung. In diesem Museum wurden Wohnhäuser, Kirchen und andere Denkmäler der Volksbaukunst zusammengetragen, angefangen vom 16. Jahrhundert.

 Kostroma ist eine sehr filmgerechte Stadt. Dieses Gefühl entsteht während des Spaziergangs auf der Uferstraße und wird noch stärker, wenn man die Wolga-Aussichten vom Ostrowski-Pavillon aus bewundert. Die Stadt wird aber nicht nur wegen der Geschichte und idyllischer Wolga-Aussichten besucht. Seit zwanzig Jahren kommen Liebhaber von Geländefahrten hierher, um dem spektakulären Autorennen «Susanin-Trophy» beizuwohnen. Jedes Jahr im September freuen sich Einheimische und Gäste über das Internationale Feuerwerkfestival «Silbernes Schiff» (russisch: Serebrjanaj ladja). Das alte und wunderschöne Kostroma freut sich immer auf seine Gäste und zeigt gerne seine alten Straßen, Häuser und Klöster allen, die sich für Geschichte begeistern.

 Wie zu erreichen

Aus Moskau fahren Züge nach Kostroma, eine Fahrt dauert sechs Stunden. Es gibt auch Linienbusse, die auch aus Moskau abfahren, eine Busreise dauert 6 bis 8 Stunden. Angenehm ist auch eine Schiffsreise nach Kostroma, besonders beliebt sind Wolgareisen im Sommer, dabei werden auch die Städte des Goldenen Ringes Russlands besucht.

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