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Pskow: religiöse Quelle Russlands

Pskow ist ein Denkmal für altrussische Baukunst mit einer zweitausend Jahre langen Geschichte! Diese Stadt hatte mehrmals die Rus vor feindlichen Invasionen gerettet. Hinter den Mauern des alten Pskower Kremls wurden in den schwersten Zeiten russische Kulturtraditionen bewahrt. In jeder Kirche kann man Werke von Meistern der einzigartigen Pskower Schule für Baukunst und Ikonenmalerei bewundern. Und die wunderschönen Fresken der Christi-Verklärungs-Kathedrale des Miroshski-Klosters, (d.h. Kloster am Fluss Mirosha), sind ein echter Schatz der Weltkultur. Besucher kommen nach Pskow, um Orte zu sehen, wo Fürstin Olga geboren wurde, sowie ihr Enkel, Fürst Wladimir, der die Rus christianisiert hatte, und um das Landgut Michailowskoje zu besuchen, wo der große russische Dichter A. S. Puschkin lebte und wirkte.

Die erste Erwähnung von Pskow in Chroniken stammt aus dem Jahr 903, aber die alten Slawen besiedelten diese Landstriche schon im 9. Jahrhundert! Der Legende nach hatte Fürstin Olga, die Gattin des Fürsten Igor, die Stadt gegründet: an der Stelle der Erscheinung, wo «aus dem Himmel drei Lichtstrahle niederkamen», ließ sie die Dreifaltigkeits-Kirche aus Holz errichten. Das war die Geburtsstunde der Stadt Pleskow, die später Pskow, (nach dem Flüsschen Pskowa), genannt wurde. Bis zum Anfang des 12. Jahrhunderts war die Stadt ein Teil der Kiewer Rus, später der Nowgoroder Republik, dann löste sie sich von Nowgorod und wurde zur Hauptstadt der Wetsche-Republik Pskow, (Wetsche = slawische allgemeine Volksversammlung in den russischen Städten). Anfang des 16. Jahrhunderts schloss sich Pskow an das Großfürstentum Moskau an. Seitdem spielte es 200 Jahre lang, bis zur Gründung von Sankt Petersburg, die führende Rolle in der Verteidigung und im Handel im Westen Russlands und war eine der bedeutendsten Städte Europas.

Fünf Verteidigungsringe, drei von denen bis heute erhalten sind, machten Pskow zu einer uneinnehmbaren Festung, der Kreml aus weißem Stein war Zentrum des öffentlichen Lebens. Noch heute versetzen seine gewaltigen Steinmauern, massive Türme, jeder mit seiner eigenen Geschichte, und die wunderbare Dreifaltigkeitskathedrale den Besucher in Erstaunen.

Während der dreijährigen Okkupation im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt stark zerstört. Nach dem Krieg wurde Pskow auf die Liste der Städte gesetzt, die man am schnellsten restaurieren wollte. Eine Moskauer Sonderkommission aus Architekten und Historikern hatte einen Plan für die Rekonstruktion der historischen Denkmäler erstellt. Pskow sollte eine Museumsstadt werden. Die Arbeiten hat man mit der Restauration der alten Kirchen angefangen. Einst nannte man Pskow eine Stadt der tausend Kirchen: wohin man auch schaut, sieht man eine Kirche. Bis heute kommen Menschen hierher, um durch die alten Straßen zu flanieren und sich vor den heiligen Orten zu verbeugen. Heutzutage schmücken die Stadt über vierzig Kirchen, die meisten davon sind aktiv. Viele uralte Kirchen von Pskow stehen auf der Liste des Kulturerbes Russlands. Zu den bedeutendsten Klöstern gehört das Entschlafens-Höhlen-Kloster von Pskow, (russisch: Swjato-Uspenski Pskowo-Petschjorski monastyr), eines der größten Männerklöster mit einer Mariä-Entschlafens-Höhlenkirche. Im Laufe seiner 550jährigen Geschichte wurde das Kloster nie geschlossen. Pilger und Touristen kommen auch ins Miroshski-Kloster und ins Snetogorski-Nonnenkloster. Einen Besuch wert ist auch das Swjatogorski Entschlafens-Männerkloster, wo sich die Gruft der Familie Puschkin befindet. Hier wurde der große russische Dichter Alexander Sergejewitsch Puschkin bestattet.

Außer Kirchen und Klöster gibt es in Pskow das Museumshaus von W. I. Lenin: es befindet sich im Häuschen, wo beschlossen wurde, die Parteizeitung Iskra, (deutsch: Funken), herauszugeben. Ein Spaziergang auf der Uferstraße, dem Fluss Welikaja entlang, wird auch schöne Erinnerungen hinterlassen. Hier stehen immer Angler, um Brasse, Plötze, Kaulbarsch oder Hecht zu fangen. Da denkt man gleich daran, dass Fisch, den man in Flüssen und Seen der Region Pskow fängt, hier schon immer das wichtigste Lebensmittel war. Auch heute werden in den städtischen Restaurants Kulebjak, (gefüllte Pastete), mit Fisch, Bouletten aus Hecht, Zaren-Fischsuppe aus drei Fischsorten und sogar Pelmeni mit Hecht serviert. Selbstverständlich findet man hier auch typisch russische Gerichte, schlicht und schmackhaft: Sauerkraut mit Äpfeln und Moosbeeren, gesalzene Milchpilze, Pilzsuppe, Plinzen mit Preiselbeer- oder Moosbeergelee.

Wenn man nach Pskow kommt, sollte man Zeit für einen Besuch im Museumsreservat, Michailowskoje, einplanen. Es liegt circa hundert Kilometer von der Stadt entfernt und ist in Russland beliebt, weil hier der große russische Dichter Alexander Puschkin lebte und wirkte. Um sein Stammgut herum befinden sich andere, wo Freunde des Dichters lebten. Nur hier kann man begreifen, wie die Poesie Puschkins entstand, die Landstriche sehen, die er in seinen Werken bereimte, die russische Natur spüren. Jeden Sommer, Anfang Juni, wird im Museumsreservat, Michailowskoje, das Puschkin-Poesiefest ausgetragen, welches prominente Schauspieler und Dichter hier zusammenbringt. Im Rahmen dieses Festes kann man durch den Handwerkermarkt schlendern, beliebte Gerichte russischer Küche probieren. Die jüngsten Gäste des Festivals treffen hier Figuren aus Puschkin-Märchen.

Interessant ist auch das Fest Medowy Spas, (deutsch: aus Honig): es kommt nach Pskow im August zusammen mit dem Honig-Festival, wo man duftenden Honig und süße Honigwaben von den besten Imkern der Pskower Region kosten und kaufen kann. Auf dem Pskower Festival, «Tag des Bügelschmiedes», im Januar führen die besten Schmiede ihre Meisterkurse durch, wo man sein eigenes Hufeisen als Andenken schmieden kann: eines der traditionellen Volksgewerbe von Pskow ist das Handschmieden. Die handgeschmiedeten Erzeugnisse aus Pskow wurden einst in ganz Russland bekannt und den von Pskower Schmieden gefertigten Bügel konnte selbst Zar Peter der Erste nicht gerade biegen, obwohl er das mit Hufeisen mit Leichtigkeit schaffte.

Pskow ist eine gemütliche alte Stadt. Sein Kreml, seine Klöster und Kirchen hinterlassen einen nachhaltigen Eindruck, und die örtlichen Souvenirs, (geschmiedete Kerzenständer, Tonbecher, Töpfchen und Pfeiffchen), werden noch lange an das alte russische Land und seine Meister erinnern.

Wie zu erreichen

Aus Moskau und Sankt Petersburg kann man nach Pskow fliegen. Es gibt Eisenbahnverbindungen mit Moskau, (eine Fahrt dauert 12 Stunden), Sankt Petersburg, (5 Stunden Fahrzeit), Vilnius, Minsk, Nowgorod, sowie Linienbusse, die Pskow mit Sankt Petersburg, Moskau und Witebsk verbinden.

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