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Uglitsch, Käse-Hauptstadt Russlands

Uglitsch ist eine dieser Städte, wo sich viele für das russische Volk bedeutende historische Ereignisse zusammenfügen. Die Stadteinwohner hatten am Kulikowo Pole gekämpft und beim Anschluss von Kasan an die Rus mitgewirkt; hier kam der Zarensohn Dmitri ums Leben, danach brach die Zeit der Wirren aus, die eine Wende in der Geschichte des Landes bedeutete. In Uglitsch hatte Nadeshda Krupskaja, Weggefährtin und Ehefrau von Wladimir Lenin, ihre Kindheit verbracht. Die Stadt gehört zur Touristenroute, dem Goldenen Ring Russlands. Hierher kommen gerne Liebhaber und Kenner der Geschichte und der altrussischen Baukunst. Die örtlichen Museen bieten einiges zum Anschauen; es gibt mehrere Museen in der Stadt, und regelmäßig kommen neue dazu.

Uglitsch wurde im Jahre 937 gegründet und hieß ursprünglich Ugletsche Pole, (so viel wie Uglitscher Feld). Seit dem 13. Jahrhundert war die Stadt Zentrum eines selbständigen Fürstentums, im Jahre 1328 ging es in Obhut von Moskau und seiner Fürsten über. Die Blütezeit von Uglitsch ist mit der Herrschaftszeit eines unter ihnen, Andrej Bolschoi, (deutsch: der Große, Hochgewachsene), verbunden. Zu seiner Zeit wurde der städtische Kreml umgebaut, ein Fürstenpalast wurde errichtet, das einzige aus dem ganzen Ensemble bis heute erhaltene Bauwerk. Mitte des 16. Jahrhunderts hatten die Einwohner von Uglitsch unschätzbare Dienste, dem Zaren Iwan dem Schrecklichen erwiesen. Sie hatten eine Festung aus Holz gebaut und diese über die Wolga flussabwärts verschifft, zum vom Zaren belagerten Kasan. An der Stelle, wo der Fluss Swijaga in die Wolga mündet, entstand um diese Festung herum die Stadt Swijaschsk. Aber das bekannteste Ereignis in der Geschichte von Uglitsch geschah im Jahre 1592: hier kam Dmitri, Sohn Iwans des Schrecklichen, unter ungeklärten Umständen ums Leben. Danach brach die Zeit der Wirren aus, die zu einer Machtkrise geführt hatte; 1611 wurde Uglitsch fast völlig zerstört. Die Stadt wurde wiederaufgebaut und führte in den kommenden Jahrhunderten ein ruhiges, geregeltes Provinzleben. In den 1930er Jahren begann hier der Bau der ersten Wasserkraftanlage an der Wolga; während des Großen Vaterländischen Krieges hat sie eine wichtige Rolle gespielt, indem sie Moskau mit Strom belieferte.

Das heutige Uglitsch ist eine Touristenstadt mit vielen bestens erhaltenen historischen und architektonischen Denkmälern. Dazu gehören der Kreml, Auferstehungskloster, (russisch: Woskressenski), Epiphanien-Kloster (russisch: Bogojawlenski) und Aleksejewski Kloster, mehrere Kirchen, die dem Zarensohn Dmitri geweiht wurden. Hier gibt es auch viele ungewöhnliche Museen, viele davon bieten interaktive Programme an. Es gibt in Uglitsch Museen für Fahrräder, Puppen, Gefängniskunst, Volksalltag. Ein Museum informiert über Herstellung und Genuss von Wodka in Russland. Das Museum der Geschichte des russischen Wodkas grenzt an den Uspanskaja-Platz. Es war auch kein Zufall: Uglitsch ist Heimatstadt von Pjotr Smirnow, ihm haben wir den weltberühmten Smirnoff—Wodka zu verdanken. Im Museum werden verschiedene Geräte zum Schwarzbrennen, alte Wodkaflaschen und Trinkgefäße ausgestellt. Am meisten beeindruckt die Museumsabteilung, die Produkte aus knapp hundert russischen Wodkabrennereien präsentiert: immerhin sind es über 800 Wodkasorten! Natürlich ist in einer Führung auch eine Verkostung des Uglitscher Wodkas mit inbegriffen.

Zu Sowjetzeit wurde Uglitsch zu einem der Zentren für Käseproduktion, wo Herstellungsverfahren entwickelt wurden. Hier entstanden die neuen Käsesorten Sowetski, Moskowski, Jaroslawski. Heutzutage produziert die hiesige Käserei solche Käsesorten wie Rossijski und Pepperoni, die auch als Souvenirs fungieren können. Außer dem Käse bietet die Stadt ihren Gästen typische Gerichte der russischen Küche an: Borschtsch, (Rote-Rüben-Suppe) und Kohlsuppe, Okroschka, (eine kalte Suppe, mit Kwass oder Kefir angesetzt), Fleisch in Aspik, (so viel wie Sülze), Sauergurken, Sauerkraut. Als Nachtisch sollte man unbedingt den berühmten Uglitscher Scherbett kosten. Ein interessantes Getränk ist das Mineralwasser, Uglitschskaja. Außerdem kann sich Uglitsch mit Programmen der gastronomischen Reisen rühmen. Zum Beispiel ist, Fondue nach Uglitscher Art, eine Führung durch örtliche Käsereien, Verkostung inklusive. Das Programm, Reise durch ein altertümliches Kochbuch, beinhaltet die Verkostung von ungewöhnlichen, örtlichen kleinen Teigtaschen: sie sind mit Salzgurken gefüllt!

Uglitsch ist ein echter Diamant im Goldenen Ring Russlands. Es ist ein absolutes Muss für alle, die sich für russische Geschichte und Architektur interessieren.

Wie zu erreichen

In Uglitsch legen immer Schiffe an, die über die Wolga aus Moskau kommen. Man erreicht die Stadt wesentlich schneller mit dem Auto, (Fahrzeit knapp drei Stunden), oder mit dem Zug, (Fahrzeit etwa 5,5 Stunden, mit Umsteigen in Jaroslawl).

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