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Istra: heilige Stätte Jerusalems auf russischem Boden

Istra ist eine kleine Stadt, die 40 Kilometer von Moskau entfernt ist. Die Stadt hat mehrmals ihren Namen geändert. Ihren heutigen Namen verdankt sie dem gleichnamigen Fluss, der sich durch die Stadt schlängelt. Im 17. Jahrhundert hatte Patriarch Nikon einen Hügel über diesem Fluss gewählt, um hier den Komplex von den heiligen Stätten von Palästina nachzubauen. So entstand in Russland eines der wichtigsten Heiligtümer der russisch-orthodoxen Kirche: das Neu-Jerusalemer Kloster. Allein der Besuch dieses einzigartigen Klosters ist schon eine Reise nach Istra wert. Man kann auch durch die malerische Gegend wandern und gelegentlich im Refektorium des Klosters zu Mittag essen

Das heutige Istra ist aus dem Dorf Safatowo herangewachsen, welches 1636 erstmals erwähnt wurde. Später wurden mehrere benachbarten Dörfer zur Stadt vereinigt, und 1781 bekam die Stadt den Namen Woskressensk, (deutsch: Auferstehungs(ort)), weil ihre Hauptkirche der Auferstehung Christi geweiht wurde. Ihre heutige Bezeichnung erhielt die Stadt im Jahre 1930.

Richtig berühmt wurde die Stadt dank dem 1656 gegründeten Neu-Jerusalemer Kloster. Es entstand auf Wunsch des Patriarchen Nikon, die Grabeskirche von Jerusalem nach Russland zu übertragen. Zar Aleksej Michailowitsch, Vater des zukünftigen Kaisers Peter I., hatte diese Idee unterstützt. 1657 wohnte er der Einweihung der ersten auf dem Klostergelände erbauten Auferstehungskirche bei und hatte selbst, zum ersten Mal, das Kloster Neu-Jerusalem genannt. Im 19. Jahrhundert war dieses Kloster einer der wichtigsten Wallfahrtsorte Russlands. 1919 wurde das Kloster geschlossen, und erst 1994 kamen wieder Mönche hierher.

Heute kommen Gäste nach Istra, um einen Tag im Schoss der Natur zu verbringen. Außer dem Neu-Jerusalemer Kloster gibt es hier ein Freilichtmuseum für Holzbaukunst und einen wunderschönen Museums- und Ausstellungskomplex Neu-Jerusalem. Nicht weit von ihm befindet sich das Landgut Babkino, wo sich Ende des 19. Jahrhunderts Künstler trafen. Hier hielten sich mehrmals z. B. die Schriftsteller Anton Tschechow und Maler Isaak Lewitan auf.

Man weiß, dass 1867 der englische Schriftsteller Lewis Carroll das Kloster besucht hatte und hier sogar übernachtete. Es gibt keine Informationen darüber, wo er schlief und was er aß. Heutzutage finden aber die Touristen in der Stadt Restaurants für jeden Geschmack und jede Geldbörse. Ein richtig authentischer Ort ist natürlich die Pilgerkantine im Neu-Jerusalemer Kloster, wo man sogar zu Fastenzeiten Fisch oder Fleisch bestellen darf; hier werden ursprüngliche, russische Gerichte angeboten: Borschtsch, (Rote-Rüben-Suppe) oder Kohlsuppe aus frischem Kohl, Fisch- oder Fleischbuletten.

Übrigens, das kleine Istra verfügt über internationale Beziehungen. Istra unterhält Städtepartnerschaften zu folgenden sechs ausländischen Städten: Bad Orb, (Deutschland), Rakovnik, (Tschechien), Pinsk, (Weißrussland), Petritsch, (Bulgarien), Loreto, (Italien), Łobez, (Polen). Istra hat auch eine russische Partnerstadt: Djurtjuli in Baschkirien. Am Interessantesten aber ist, dass einer, (unbestätigten), Legende nach die Großmutter des großen italienischen Leonardo da Vinci aus dem fernen russischen Woskressensk stammte! Diese schöne Legende wurde in Istra untermauert: vor der Kinderkunstschule in der Leninstraße wurde ein Denkmal für Leonardo da Vinci aufgestellt, welches der Bildhauer Sergej Kasanzew schuf.

Wie zu erreichen

Die schnellste Verbindung zwischen Istra und Moskau sind Nahverkehrszüge, (ähnlich der S-Bahn), die vom Rigaer oder Kursker Bahnhof abfahren. Die Stadt verfügt über zwei Stationen; das Kloster erreicht man am besten, wenn man bis zur Station Nowojerusalemskaja fährt. Nahverkehrszüge erreichen Istra in einer Stunde, der Schnellzug Sputnik braucht dafür ca. 40 Minuten. Man kommt nach Istra auch mit dem Bus, oder mit Linientaxis, welche von der U-Bahnstation Tuschinskaja abfahren.

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