Der Nowgoroder Kreml ist eine Festung am linken Wolchow-Ufer. Er ist eine der am meisten besuchten Sehenswürdigkeiten der Stadt und gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Im Altertum wurde dieses gewaltige Bauwerk liebevoll „Detinez“ genannt. Die Historiker stellten eine Hypothese auf, der zufolge das Wort „Detinez“ vom Wort „deti“, (zu Deutsch: Kinder), stammt, weil bei den feindlichen Angriffen auf die Stadt wurden zuerst die Kinder hierher in Sicherheit gebracht.
Ein Kreml aus Holz existierte in Nowgorod an derselben Stelle schon im 11. Jahrhundert! 1050 wurde auf seinem Gelände die Sophienkathedrale errichtet, die wichtigste Kathedrale der Nowgoroder Republik, die bis heute erhalten blieb. Dieser Kreml hatte mehrmals gebrannt. Im 15. Jahrhundert wurde er in Stein umgebaut. Seine imposante Erscheinung beeindruckt den Betrachter auch heute. Seine 15 Meter dicken Mauern erstrecken sich auf eineinhalb Kilometer und sind von einem tiefen Graben umringt. Bis heute sind neun Kreml-Türme erhalten geblieben, darunter Spasskaja, (Erlöser-Turm), erbaut 1297 und Pokrowskaja, (Mariä-Schutz-Turm), aus dem Jahr 1305.
Die Dominante des Kremls bildet die oben erwähnte, älteste Kathedrale Russlands in Stein, die der Heiligen Sophia geweiht wurde. Auf einer der Mauern, wo Fragmente des alten Mauerwerks erhalten geblieben sind, befindet sich ein Schild, dessen Inschrift lautet, dass genau von diesem Ort aus Alexander Newski seine Heerschar 1240 zur Schlacht an der Newa und 1242 zur Schlacht auf dem Eise geführt hatte. Eines der Heiligtümer der Sophienkathedrale ist die wundertätige Ikone der Gottesmutter des Zeichens, die Weliki Nowgorod im 12. Jahrhundert von der Plünderung gerettet hatte. Auf dem Kreuz der Sophienkathedrale kann man die kleine Taubenfigur entdecken. Der Legende nach wurde dieser Vogel in die Stadt als Trost für den Nowgoroder Pogrom 1569-1570 entsandt, als Zar Iwan der Schreckliche, Hunderte von Nowgoroder Bürger hinrichten ließ. Der eigensinnige und launische Zar hatte den Gerüchten über den angeblichen Verrat der Nowgoroder Adel geglaubt: sie sollten zum polnischen König übergelaufen sein. Der Legende nach ließ sich die Taube auf das Kreuz nieder und erstarrte aus Angst von den gesehenen Grausamkeiten zu Stein. Und solange dieser Vogel auf dem Kreuz sitzt, wird er die Stadt beschützen. Im Inneren der Kathedrale sind Fragmente der kunstvollen Wandbilder aus dem 12. Jahrhundert erhalten geblieben. Beeindruckend ist auch das wundervolle Magdeburger Tor. Neben der Kathedrale ragt der Sophia-Glockenturm empor. Auf seinem Gipfel gibt es eine Aussichtsplattform und eine Ausstellung von altertümlichen Glocken: die kleinste wiegt 24 kg, die größte ganze 320 kg!
In der Mitte des Kremls befindet sich das Denkmal, „Tausend Jahre Russlands“, das Zar Alexander II. 1862 in Nowgorod errichten ließ. Das 15 Meter hohe Mal erinnert an eine riesengroße Glocke, geschmückt mit 129 Figuren von Staatsmännern, Militärpersonen, Aufklärern, Schriftstellern und Malern. Die großen Hochreliefs sind bis zu drei Meter hoch!
Bei der Besichtigung des Kremls ist der Besuch im Hauptgebäude des Museums ein Muss. Im 18. Jahrhundert befanden sich hier Ämter, d.h. Staatsbehörden, heute beherbergt das Museum eine reiche Sammlung von Ikonen aus dem 11. bis 19. Jahrhundert, sowie Artefakte aus den Ausgrabungen: die ältesten Birkenrindentexte, (russisch: berestjanye gramoty, wörtlich: Birkenrindenurkunden) und Münzen. In der warmen Jahreszeit kann man schöne Spaziergänge vom Kreml aus, direkt zum Wolchow-Ufer machen. Hier gibt es einen Sandbadestrand und Anlegeplätze für die Ausflugsdampfer, die zum Ilmensee fahren.