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Nishnij Nowgorod, oder Russisches Leipzig an den Ufern der Wolga

Die Handelsmetropole Russlands, eine Millionenstadt, die fünftgrößte nach Bevölkerungszahl Stadt des Landes — dies alles ist Nishnij Nowgorod, eine alte Kaufmannsstadt mit Jahrmarkttraditionen. Sie wuchs und gedieh dank den Bemühungen der Kaufleute, die an der Oka und im Mittellauf der Wolga Handel betrieben. Nach einem Zusammenfall wurde die Stadt nach Nowgorod benannt, der nördlichen Handelsstadt, die im Mittelalter dem Städtebund Hanse angehörte. Im Laufe der letzten 300 Jahre ist Nishnij Nowgorod zu der Hauptstadt des russischen privatwirtschaftlichen Unternehmertums, russischem Lyon oder Leipzig, zu dem «Geldbeutel» und der dritten Hauptstadt Russlands geworden.

 

Nishnij Nowgorod wurde 1221 vom wladimirer Fürsten Juri Wsewolodowitsch gegründet. Eine Holzfestung am Zusammenfluss der Oka und der Wolga wurde als eine Bastion im Süd-Westen der slawischen Länder errichtet. Seit Nishnij Nowgorod ein Teil des Moskauer Großfürstentums war, wurde die Stadt immer öfter als ein Stützpunkt für die Heereszüge der Moskauer Fürsten in östlicher Richtung genutzt. Seit 1500 bis 1518 wurde hier der große steinerne Kreml angelegt, der kein einziges Mal erobert wurde. Damals hat man verstanden, dass Nishnij Nowgorod eine außerordentlich günstige Lage für den Handel und die Binnenschifffahrt hat. Der Handel mit den südlichen Gebieten der Wolga-Region nahm eine aktive Entwicklung auf. Und in der Stadt selbst begannen sich die ersten kaufmännischen Familien hervorzutun.

Eine der markantesten Seiten in der Geschichte von Nishnij Nowgorod stellt die Bildung einer Landwehr dar, die ein Metzger aus Nishnij Nowgorod Kusma Minin ins Leben rief. Er führte die Landwehr während der polnischen Invasion 1612 an, um Moskau zurückzuerobern. Wie bekannt, steht das allegorische Denkmal für Minin und den zweiten Befehlshaber der Landwehr den Fürsten Posharskij an dem Roten Platz in Moskau. Und in Nishnij Nowgorod wurde ihnen zu Ehren ein hoher Obelisk aufgestellt. Es gibt auch in der Stadt ein Minin-Denkmal am Minin-und-Posharskij-Platz. Die Rolle der nishegoroder Bürger an der Befreiung Moskaus während der «Zeit der Wirren» zu Beginn des 17. Jahrhunderts festigte die Autorität von Nishnij Nowgorod.

Die wirkliche Blütezeit begann für Nishnij Nowgorod im 19. Jahrhundert. 1822 wurde der Makarjew-Jahrmarkt nach Nishnij Nowgorod verlegt. Die günstige Lage von Nishnij Nowgorod und der bereits entstandene Ruf einer «Kaufmannsstadt» brachten die Autorität des Jahrmarktes auf die beispiellose Höhe. Hier wurden Preise für das folgende Jahr für Hauptkonsumgüter in Russland festgelegt. Bis zu der Revolution im Jahre 1917 war der Nishegoroder Jahrmarkt die Hauptbörse des Russischen Kaiserreichs, und Nishnij Nowgorod selbst — die allerbeste Handelsstadt des Landes. Der «Geldbeutel Russlands» war fast ein offizieller Name der Stadt im 19. Jahrhunderts. Den Hauptpavillon des Makarjew-Jahrmarktes kann man in der Stadt auch heute besichtigen, aber die Messe selbst existiert in der Form, wie sie vor der Revolution veranstaltet wurde, nicht mehr.

Die Veranstaltung der Jahrmärkte gab der Entwicklung der städtischen Architektur einen Schub. Der Titel der dritten Hauptstadt Russlands legte eine neue Messlatte für den Stadtbau fest. Phantasievolle Einfamilienhäuser der Kaufleute, die reiche Ausstattung der Kirchen, für jene Zeit hochmoderne Bankgebäude und Geschäfte an der Bolschaja Pokrowskaja Straße, die Ende des 19. Jahrhunderts entstanden sind, vieles von dem Erbe jener glücklichen Zeit bestimmt bis jetzt das architektonische Erscheinungsbild des Stadtzentrums.

Die Revolution 1917 durchkreuzte das Ansehen von Nishnij Nowgorod als die Handelsmetropole des Landes. Dafür trieb die Revolution die industrielle Entwicklung an. 1932 wurde Nishnij Nowgorod nach Gorki umbenannt. Dieser Name wurde zu Ehren des proletarischen Schriftstellers Alexej Peschkow gewählt, der seine Kindheit in Nishnij Nowgorod verbracht und später das Pseudonym Maxim Gorki angenommen hat. Die rückgängige Umbenennung erfolgte im Jahre 1990.

In der Sowjetperiode ist die Stadt zu einem großen Industriezentrum geworden. In Gorki wurden GAZ-Kraftfahrzeuge hergestellt, vom Stapel des Werkes «Krasnoje Sormowo» liefen Schiffe und U-Boote, das Flugzeugwerk «Sokol» produzierte berühmte MiG-Jagdflugzeuge. Aber die Verteidigungsindustrie-Spezifik vieler Betriebe machte die Stadt für Ausländer unzugänglich. Bis Mitte der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts blieb Gorki eine «gesperrte Stadt». Nichtsdestoweniger entwickelte sich die Stadt zu einem Zentrum des Binnentourismus. Von Mai bis September besuchten Gorki Tausende von Touristen, die hierher mit Fahrgastschiffen über die Wolga und Oka kamen. Auch heutzutage wählen viele Reisende in Russland eine Flusskreuzfahrt, um in der alten russischen Stadt Zeit zu verbringen. Die Stadtgäste von Nishnij Nowgorod wollen den alten Kreml besuchen, den riesigen Lenin-Platz mit dem Denkmal für den Führer des Weltproletariats mit der Höhe von 17 Metern besichtigen. Viele kommen hierher, um bewundernswerten Kirchen ansichtig zu werden, die erhalten geblieben sind und eine Spazierfahrt mit der Seilbahn zu machen, die zwischen Nishnij Nowgorod und seinem Vorort, der Stadt Bor, über der Wolga schwebt. Die Seilbahn wurde 2012 in Betrieb genommen. Und ihre Einzigartigkeit besteht darin, dass sie die größte in Europa stützlose Spannweite über dem Wasser hat, und zwar 861 Meter! Die ganze Seilbahn hat 10 Stützpfeiler.

Nishnij Nowgorod hinterließ seine Spur auch auf der gastronomischen Karte Russlands. Mehrstündige Teerunden der Kaufleute während des Jahrmarktes gingen in die russische Folklore ein. Langes geselliges Beisammensein von Kaufleuten an einem Samowar ging, in der Regel, mit dem Pfannkuchen essen mit verschiedensten Füllungen: Kaviar, Fisch, Schmand, Marmelade und vielen anderen, einher. Pfannkuchen kann man auch jetzt fast in jedem Restaurant der Stadt vorfinden. Die Wolga und Oka bestimmten ihrerseits die örtliche «fischorientierte» Küche. Von alters her war in Nishnij Nowgorod die Ucha beliebt, eine herzhafte Fischsuppe. Sie wurde nach verschiedenen Rezepten zubereitet. Eine Bernstein-Ucha wurde aus dem Sterlet gekocht, der weißen Ucha hat man Pfeffer hinzugefügt, der roten — Safran, die schwarze Ucha wurde mit Gewürznelke abgeschmeckt. Es gab auch eine süße Ucha, sie wurde aus Barschen zubereitet. Als ein Hauptgericht wurde oft ein Fischkarawai serviert, große Fischbuletten, bei welchen dem gehackten Fisch Gewürze und frische Kräuter zugesetzt wurden.

2018 empfängt die Stadt die Spiele der Fußball-Weltmeisterschaft. Das Stadion «Nishnij Nowgorod», das zu diesem Sportereignis umgebaut wurde, kann 44 Tausend Zuschauer aufnehmen.

Als eine der erfolgreichsten Städte Russlands, gelangt Nishnij Nowgorod fast immer an die Spitze der russischen Ranglisten nach der Lebensqualität und dem Entwicklungspotential. In den letzten Jahrzehnten entwickelt es sich als ein IT-Industriezentrum. Alle führenden IT-Gesellschaften Russlands haben ihre Vertretungen in der Stadt. Die Firma Intel gründete hier ihre Filiale. Somit hat der «Geldbeutel Russlands» ernst zu nehmende Chancen, eines Tages zu Russlands «Gehirn» zu werden.

Wie zu erreichen

Man kann Nishnij Nowgorod aus Moskau auf unterschiedliche Weise erreichen. Die bequemste darunter ist der Schnellzug «Lastotschka», der einen Reisenden nur in 4 Stunden aus Moskau an das Ufer der Wolga bringen wird. Der Schnellzug fährt von dem Jaroslawskij Bahnhof der Hauptstadt ab. Außerdem stehen den Touristen auch gewöhnliche Züge, sowie Flugzeuge, die Flüge von allen Flughäfen Moskaus ausführen, zur Verfügung.

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