7 Bilder

Kasan — die dritte Hauptstadt Russlands

2005 feierte die Stadt Kasan ihr tausendjähriges Bestehen. Kasan ist eine Cocktail-Stadt, in der sich Islam und Christentum, Ost und West, Altertum und Gegenwart vermischt haben. Neben orthodoxen Kirchen ragen hier Minarette in die Höhe, am Fluss Kasanka stehen sich an einem Ufer der altertürmliche Kreml an einem und Hochhäuser am anderen Ufer gegenüber. Seit vielen Jahren ist Kasan auf der Liste der Top-Reiseziele in Russland. Man kommt hierher, um die überwältigende architektonische Vielfalt zu genießen, um eine Seefahrt bis zur altertümlichen Inselstadt Swijazhsk zu unternehmen, um sich mit den Kasaner Katzenfiguren als Souvenirs einzudecken, um sich mit köstlichen Etsch-Potschmaki und echtem Tschak-Tschak zu verwöhnen.

Die Festungsstadt Kasan wurde an der nördlichen Grenze des Reichs der Wolgabulgaren gegründet — dem ersten muslimischen Staat in Osteuropa. Im 15. Jahrhundert wurde Kasan von Mongolen erobert, die hier die Hauptstadt des Khanats von Kasan gründeten und es darauf in den Bestand des Reiches der Goldenen Horde überführten. Um diese Zeit wird Kasan als ein großes Handelszentrum bekannt, hier entwickeln sich Waffenherstellung, Lederverarbeitung und Töpferhandwerk. 1552 wird die Stadt allerdings von den Heeren Iwan des Schrecklichen eingenommen. Seitdem taucht Kasan auf der Landkarte des russischen Staates auf und für alle Tataren wird ein einheitlicher Wohnbezirk innerhalb der Stadt geschaffen — die Alttatarische Sloboda. Die Sloboda bleibt bis heute bestehen und stellt ein wunderschönes historisches Stadtviertel dar, das viel über das Leben der Menschen im 16.-18. Jahrhundert verrät. Sein nicht minder interessanter Zeitgenosse ist der aus Stein errichtete Kasaner Kreml, dessen Bau auf Mitte des 16. Jahrhunderts datiert wird.

1708 wurde die Stadt zum Zentrum des Kasaner Gouvernements, hier werden eine Lederverarbeitungsfabrik, eine Textilmanufaktur und eine Admiralität gebaut. Kasan machte eine rasante Entwicklung durch: In der Stadt entstanden eine eigene Universität, Stromleitungen, eine Straßenbahn, ein Telegraph, sowie eine Eisenbahn, die Kasan mit Moskau verband. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in Kasan ein Flusshafen und ein Flughafen gebaut. 1990 erhielt die Stadt den Status der Hauptstadt der Republik Tatarstan.

Heute wird Kasan als die dritte Hauptstadt Russlands bezeichnet. Diese ist ein großes, unter anderem auch touristisches Zentrum mit der erstaunlichen Kasaner Kreml-Anlage, die von UNESCO auf die Liste des Weltkulturerbes gesetzt worden ist, mit einer der europaweit größten Moscheen Kul-Scharif und einem einzigartigen Tempel für alle Konfessionen, der an die Architektur Antonio Gaudis erinnert. Außerdem fühlen sich die Touristen auch von dem Gebäudeensemble auf dem Freiheitsplatz angezogen: dem Kasaner Rathaus aus der Mitte des 14. Jahrhunderts, sowie dem Kasaner Konservatorium, dem Musa Cälil-Theater für Oper und Ballett und der großen Konzerthalle mit einer der besten Orgeln in Europa.

Kasan ist auch eine herausragende Sportstätte. 2013 wurde hier die Universiade durchgeführt, 2015 fand die Weltmeisterschaft in den Wassersportarten statt und 2018 wird die Stadt zu einem der Austragungsorte der Fußballweltmeisterschaft. Vier Spiele der Gruppenetappe, ein Achtel-, sowie ein Viertelfinale werden hier ausgetragen. Die Meisterschaft wird von dem 2013 eröffneten Stadion mit über 45 000 Plätzen «Kasan Arena» willkommen geheißen. Ein Prachtstück des Stadions ist die riesige Medienfassade mit einer Fläche von über 4 000 km2, auf die die wichtigsten Spiele der Meisterschaft übertragen werden. Das ist der größte Bildschirm dieser Art europaweit. Außerdem ist die «Kasan Arena» die einzige in Russland, in der es kostenloses WLAN gibt. Im Stadion gibt es auch ein Museum und eine Ausstellung von Retro-Fahrzeugen.

Das gastronomische Kasan ist nicht weniger attraktiv als das historische oder das sportliche. Die tatarische Küche, die die muslimischen und orthodoxen kulinarischen Traditionen in sich aufgenommen hat, ist durch und durch authentisch und interessant. In Kasan gibt es zahlreiche Lokale, in denen man sich rein tatarische Gerichte zu Gemüte führen kann. Zum Beispiel, lohnt es sich, sich auf die Suche nach der nahrhaften und leckeren Boullion mit Elesch — einer Teigtasche mit Kartoffel- und Fleischfüllung zu machen, oder eines der Gerichte aus Pferdefleisch zu kosten. Ein Must ist auch der nahrhafte Beschbarmak — ein Nomadengericht, das mit Händen gegessen wird. Es setzt sich aus einer Boullion mit dünngeschnittenem Hammelfleisch, Teigstückchen in Butter, Kartoffeln und Zwiebeln zusammen. Die tatarische Küche rühmt sich auch mit ihrem vielfältigen Gebäck. Eine Reise nach Kasan ist ohne die Verkostung von allen möglichen Etsch-Potschmaks kaum vorstellbar. Damit sind dreieckige Teigtaschen mit Hähnchen-, Hammel-, Gänse- oder Rindfleisch gemeint. Auch der Süßspeise aus Honig, Tschak-Tschaka, ist es unmöglich zu widerstehen. Das alles sollte man am besten zusammen mit aromatischem Kräutertee, Trockenfrüchten und den winzigen Rollen «Tatla» aus Pastila und Sahnecreme schmausen.

Die Kasaner Feste locken eine Riesenanzahl von Touristen in die Stadt. Kulturliebhaber wissen beispielsweise die alljährlichen Opern-Festivals, wie das Schaljapin-Festival und das «Kasaner Herbst» im August zu schätzen. Dieser wird übrigens direkt unter freiem Himmel neben dem pompösen Palast der Landwirte veranstaltet. In Kasan sollte man sich das tatarische Nationalfest am Ende der Saatzeit «Sabantue» nicht entgehen lassen. Auf diesem Mai-Fest kann man sich mit goldbraunen Etsch-Potschmaken satt essen, Fes-Mützen kaufen und den Versuch wagen, im Wettkampf «Kuresch» einen Hammel zu gewinnen. Außerdem findet jedes Jahr im Juni auf dem Territorium des Kasaner Kremls das Festival der zeitgenössischen Musik von Igor Butman «Kremlin Live» statt. Im Sommer werden die Folklore- und Ethnofeste «Karavon» und «Krutuschka» im Freien durchgeführt.

Kasan hat viele Gesichter und ist eine unglaublich gastfreundliche Stadt. Sie ist wie für Spaziergänge geschaffen: Jeder Stein hier ist Geschichte, jedes Gebäude — ein Meisterwerk. In Kombination mit der ultramodernen Beleuchtung, der Fülle an unglaublichen Fontänen und den gepflegten Grünflächen hinterlässt die Stadt einen überwältigenden Eindruck. Nachdem man ordentlich Kräutertee und Tatla-Rollen zu sich genommen hat, will man am liebsten in jedes Geschäft in der Bauman-Straße und sich mit allen möglichen Fes, Khalats und Figuren der Kasaner Katzen eindecken, die bis heute an die Kaiserin Elisabeth Petrowna erinnern. Laut einer Legende, soll sie darauf bestanden haben, dass die Katzen aus Kasan zu ihr in den Winterpalast nach St. Petersburg geschickt werden, um Mäuse darin zu fangen.

Wie zu erreichen

Am schnellsten gelangt man nach Kasan mit dem Flugzeug. Der hiesige Flughafen gilt als einer der größten weltweit und bietet reguläre Direktflüge nicht nur in russische, sondern auch in große Städte im Ausland an. Aus Moskau nach Kasan fliegen über zehn Maschinen pro Tag. Der Flug dauert nur 1,5 Stunden. Der Flug nach Kasan von St. Petersburg braucht 2 Stunden 20 Minuten. Man kann auch die Eisenbahn nehmen, da viele Personen- und Frachtzüge Kasan durchfahren. Der Schnellzug «Tatarstan» fährt ca. 10 Stunden von Moskau bis Kasan, ein gewöhnlicher Zug — ungefähr 20 Stunden. Von St. Petersburg braucht der Weg mit dem Zug ca. 22 Stunden. Eine andere, besonders entspannte Möglichkeit, ist auf einem Kreuzfahrtschiff über die Wolga anzukommen. Eine solche Reise mit Stopps in anderen Städten an der Wolga dauert zwei Wochen.

mehr anzeigen

Отели города Kasan

In der Nähe
Cities near Kasan