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Kaluga, eine kosmische Stadt auf einem Vulkan

Kaluga liegt über einem tektonischen Bruch, wo sich ein erloschener Vulkan befindet. Die Verbindung dieser Stadt mit Naturkräften und dem All ist so stark, dass sie einfach zur Wiege der Kosmonautik in Russland werden musste. Gerade hier, in Kaluga ist ein mysteriöses Naturphänomen zu beobachten: der purpurrote Nebel, ein dichter rosa Dunst, der Lavaströmen ähnlich ist. Aber Kosmonautik und Naturanomalien sind bei weitem nicht alles, was diese Stadt zu bieten hat. Dank der erhaltenen städtischen Bebauung wird Kaluga immer öfter mit Moskau des 19. Jahrhunderts verglichen. Ein Spaziergang durch den historischen Stadtkern von Kaluga lässt Touristen in die Vergangenheit eintauchen. Und von einem echten Kieferwald, der sich hier mitten in der Stadt wächst, können die Bewohner moderner Großstädte nur träumen.

Schon im 7. Jahrhundert wurde das Gebiert des heutigen Kalugas durch slawische Stämme besiedelt. Aber urkundlich erwähnt wurde die Stadt erst im Jahre 1371. Eine der ersten Siedlungen an dieser Stelle befand sich am Ufer des Flusses Kalushka, nach ihm wurde die Stadt benannt. Für Moskauer Fürsten und das Großfürstentum Litauen war Kaluga ein Zankapfel: die Grenze zwischen ihren Ländern verlief über den Fluss Ugra in der Umgebung von Kaluga. Hier fand ein für Russland schicksalsträchtiges Ereignis statt: das Stehen an der Ugra im Jahre 1480. Die russischen Krieger hatten damals die Angriffe Akhmat Khans der Goldenen Horde abgewehrt und damit das Ende der mongolischen Herrschaft in Russland bewirkt.

Im 18. Jahrhundert wurde Kaluga zur Hauptstadt des Gouvernements. Ein Webereibetrieb, eine Eisengießerei und eine Metallverarbeitungswerk wurden gegründet. In der Stadt entstand ein Dramatheater, eine Druckerei, insgesamt gab es über 100 verschiedene Betriebe. Die Handwerker von Kaluga waren weit über die Stadtgrenzen hinaus berühmt. Einer großen Beliebtheit erfreute sich die örtliche Stickerei, die s. g. Kalugaer Buntstickerei. Kaluga war auch durch seine Lebkuchen bekannt, die aber auf eine ungewöhnliche Art und Weise verwendet wurden: sie dienten als Wurfgeschosse im Weitwurfwettbewerb, oder als Gegenstände, die man mit der Handkante um die Wette zersplittern sollte.

Nach dem Großen Vaterländischen Krieg wurde Kaluga zu einem großen Wissenschafts- und Industriezentrum und zur Hauptstadt der sowjetischen Kosmonautik. Hier lebte und wirkte Konstantin Ziolkowski, Autor mehrerer Werke über Aeronautik, Raketenflugdynamik und Kosmonautik. Dieser Mann war vom Weltall besessen, er träumte von seiner Besiedelung und von der Verbreitung des Lebens im ganzen Universum. Es war ihm nicht vergönnt, die praktische Umsetzung seiner Ideen zu erleben. Der erste Kosmonaut der Welt Juri Gagarin hat hier den ersten Spatenstich für das Museum für Kosmonautik gemacht, welches den Namen von Ziolkowski bekam. Heute ist Kaluga auch Standort für die Automobilindustrie: hier wurden ein VW-Montagewerk und eine LKW-Fabrik von Volvo eröffnet.

Man sagt, dass Kaluga, dank der erhaltenen alten Bebauung, mit dem Moskau des 19. Jahrhunderts zu vergleichen wäre. Hier sind Werke der Holzbaukunst erhalten: die barocken Prachtvillen von Korobow und Tolmatschjow. In der Stadt gibt es viele Kirchen: Kosmas-und-Damian-Kirche, Erlöserkirche, (russisch: Spassa sa Werchom), Dreifaltigkeitskathedrale und Kathedrale des Heiligen Georg. Kaluga und seine Umgebung sind als Pilgerorte bekannt: hier befinden sich die in ganz Russland berühmten Klöster: Optina-Kloster, Tichon-Kloster, (russisch: Tichonowa pustyn), Kloster des nicht von Menschenhand geschaffenen Bildnisses Christi, (russisch: Spassa nerukotwornogo pustyn). Seit kurzem mausert sich Kaluga auch zum Pilgerort für Liebhaber und Sachkenner moderner Kunst, dazu trägt der Art-Park Nikola Leniwez, (deutsch: der faule Nikolaus), bei.

Kaluga ist stolz darauf, dass in seinen Lokalen die zu Unrecht vergessenen, besonderen, russischen, gastronomischen Spezialitäten serviert werden: Kundjume, eine Art Teigtaschen mit Pilzfüllung; Kalja, (vom finnischen Wort kala, d.h. Fisch), eine mit Salzgurkenlake angesetzte Fischsuppe; Fisch-Zrazy, in der alten russischen Küche, «Telnoje», genannt. Die ultimative Spezialität der Stadt ist der Kalugaer Teig, (russisch: Kalushskoje testo). Das ist ein Dessert: eine süße Brotmasse aus Semmelbröseln, die zu kleinen Kugeln geformt wird.

In Kaluga kann man viele schönen Entdeckungen machen, interessante Details über die Geschichte der Kosmonautik erfahren, im Optina-Kloster und im Tichon-Kloster herrschende Ruhe auf sich wirken lassen, Gerichte echter russischer Küche probieren. Seit 2016 gehört Kaluga zur Touristenroute Goldener Ring Russland und das ist noch ein Grund, um dieser Stadt einen Besuch abzustatten.

Wie zu erreichen

Von Moskau aus kann man Kaluga sehr bequem mit dem Zug, Bus oder Auto erreichen, eine Fahrt dauert knapp drei Stunden. Der stadteigene Flughafen Grabzewo verbindet Kaluga mit Ufa, Simferopol, Kaliningrad und Sotschi, demnächst sollen weitere Städte Europas und Mittelasiens dazukommen.

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