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Dmitrow, jüngerer Bruder von Moskau

Wie viele alte russische Städte hat auch Dmitrow viele Katastrophen erlebt und wurde mehrmals fast völlig zerstört. Nichtdestotrotz hat diese kleine russische Stadt ihre Anziehungskraft und ihren Charme bewahrt. Ihre Kirchen, grüne Alleen, interessante Denkmäler und der Kreml locken Besucher in der warmen Jahreszeit. Im Winter kommen gerne Moskauer hierher, weil es um die Stadt herum gleich mehrere moderne Skianlagen und Abfahrtshänge gibt, die Menschen mit unterschiedlichen sportlichen Fertigkeiten benutzen können.

Im Jahre 1147 hat Fürst Juri Dolgoruki Moskau gegründet, sieben Jahre später wurde Dmitrow gegründet. Die neue Stadt hatte er nach seinem Sohn Dmitri benannt, der in die russische Geschichte als hervorragender Herrscher Wsewolod «Großes Nest» eingegangen war. Diesen Spitznamen hatte er bekommen, weil er eine große Nachkommenschaft hinterlassen hatte. Im 13. bis 15. Jahrhundert wurde Dmitrow durch die Machtkämpfe zwischen Moskau und Twer hin und hergerissen. So ging es, bis die Stadt sich dem Moskauer Fürstentum angeschlossen hatte. Seitdem begann der wirtschaftliche Aufschwung von Dmitrow, welcher unter anderem auch der Entwicklung des Handels über den Fluss Jachroma zu verdanken war. Im 18. Jahrhundert haben in Dmitrow Leder- und Malzbetriebe ihre Arbeit aufgenommen, Anfang des 20. Jahrhundert kamen Eisengießereien dazu. In den 1930er Jahren wurde Dmitrow zu einer bedeutenden Hafenstadt; dies wurde durch den Bau des Moskau-Wolga-Kanals favorisiert. Diesem großen Projekt, bei dem auch Gefangene im Einsatz waren, fielen einige alte Kirchen zu Opfer.

Während des Großen Vaterländischen Kriegs, Ende 1941 nahm Dmitrow ein schweres Gefecht auf der Peremilowskaja Anhöhe am Kanalufer auf. Damals war es den Verteidigern der Stadt gelungen, den Mythos über die unbesiegbaren deutschen Heere zu zerstören und den feindlichen Angriff auf Moskau zu stoppen. Ein Ehrenmal am Schlachtort erinnert an diese Ereignisse. Die Einheimischen haben wesentlich zum gemeinsamen Sieg beigetragen: 1942 wurde die Eisenbahn fertiggebaut, die Moskau umfuhr, einige Strecken haben die Dmitrower in Handarbeit gebaut. So wurde Dmitrow, das zu dieser Zeit schon ziemlich weit hinter der Frontlinie lag, zu einem wichtigen Eisenbahnknoten. 2008 erhielt Dmitrow den Titel der Stadt des militärischen Ruhmes.

Die Hauptsehenswürdigkeit von Dmitrow ist das Freilichtmuseum Dmitrower Kreml, es besteht aus den Überresten der ursprünglichen Festungsmauer, der Mariä-Entschlafens-Kathedrale und einigen altertümlichen Gebäuden. Außerdem sind Boris-und-Gleb-Kloster, Kirche der Darstellung des Herrn, Kirche der Gottesmutter von Kasan in Podlipitschje für Besucher sehr interessant.

Dmitrow war einige Zeit, genau wie Tula, durch seine Lebkuchen berühmt. Heutzutage findet hier Ende Dezember das Festival «Dmitrower Lebkuchen» statt. Ursprüngliche Rezepte gingen verloren, aber die hiesigen Feinbäcker erfinden eigene Rezepturen, also kann jeder Gast der Stadt diese Süßware kosten. In den örtlichen Restaurants sollte man typisch russische Gerichte bestellen: Sülze, Kohlsuppe, Breie. Hier werden auch Gerichte serviert, die als typisch für die Moskauer Region gelten, zum Beispiel, Rasstegai — offene kleine Fischpasteten, am meisten mit Lachs, Moskauer Borschtsch (Rote-Rübe-Suppe) mit Rindbrühe gekocht; Salat «Stolitschny», eine Variante des berühmten Olivier-Salats. Ein herzhaftes Mittag- oder Abendessen lässt sich hervorragend durch Sbiten abrunden, ein alkoholfreies Getränk aus Honig und Kräutern, oder aber durch für Russland übliche Getränke wie Kwass, Kompott oder Kissel (so viel wie Kaltschale).

Das Kulturerbe von Dmitrow ist nicht groß, aber bedeutsam. Es lohnt sich, einen eintägigen Ausflug in diese Stadt von Moskau aus zu unternehmen. Die Bekanntschaft mit Dmitrow bietet die Möglichkeit, mit eigenen Augen das russische Altertum zu sehen.

Wie zu erreichen

Dmitrow befindet sich 65 km von Moskau entfernt. Die Stadt kann man in eineinhalb Stunden mit einem Nahverkehrszug (auch Elektritschka genannt), der von Sawelowski-Bahnhof abfährt, erreichen. Man kann auch den Bus nehmen, der von der U-Bahnstation Altufjewo abfährt, oder aber mit dem Auto über die Dmitrowskoje Chausseeе fahren.

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