Bizzar, aber wahr: Einer der schönsten Orte in Nürnberg hat einen finsteren Namen – Henkersteg. Das ist ein gedeckter Wehrgang über der Pegnitz, wo vom 16. bis zum 19. Jahrhundert die Nürnberger Henker wohnten. Aus den verständlichen Gründen waren Vertreter des Berufs in der Bevölkerung nicht besonders beliebt und wohnten in sicherem Abstand von anderen Wohnhäusern. Nur die Liebsten der Verurteilten kamen zum Henkersteg, weil sie hofften, mit Geschenken und Geld für den Henker die Todesqualen der Armesünder mildern zu können.
Heute befindet sich das Museum Henkerhaus in der früheren Wohnung des Henkers. Die zentrale Figur der Ausstellung ist Franz Schmidt, der dieses Amt zwischen 1578 und 1617 innehatte. Er war der Sohn eines Scharfrichters und begann sich mit den Grundlagen des Handwerks unter der Führung seines Vaters zu beschäftigen. Danach heiratete er die Tochter des Hauptscharfrichters und ersetzte seinen Schwiegervater später in diesem Amt. Im Unterschied zu den meisten Kollegen gelang es „Meister Franz“, wie er von den Nürnbergern genannt wurde, durch seine Frommheit und Ehrlichkeit Achtung unter seinen Mitbürgern zu erlangen. Vielleicht trug dazu auch die Tatsache bei, dass er neben seinem Hauptberuf die Heilkunde als Nebentätigkeit ausübte. Im Laufe seiner ganzen Karriere listete er in seinem akribisch geführten Diensttagebuch alle von ihm vollzogenen Strafen auf. Dadurch erhält man heute tiefe Einblicke in die Feinheiten des mittelalterlichen Strafrechtsverfahrens.
Die Hauptidee der Ausstellung besteht nicht darin, grausame Umstände der mittelalterlichen Hinrichtungen, sondern Hausrat und Lebensbedingungen von Vertretern solcher harten Berufe zu zeigen. Als Bonus hat man einen wunderschönen Blick auf Nürnberg aus dem Fenster des Hauses.