Erstmals urkundlich erwähnt wurde Detmold im Jahre 783. Der nächste wichtige Meilenstein ist das Jahr 1263, als Graf Bernard III. zur Lippe die Stadt mit Steinmauern umgeben ließ und ihr das Stadtrecht verlieh. Im 16. Jahrhundert wurde sie zur ständigen Residenz der Grafen zur Lippe.
Im Unterschied zu vielen anderen Städten Deutschlands hatte Detmold das Glück, dass seine Altstadt von beiden Weltkriegen weitgehend verschont blieb. Über 500 Baudenkmäler von verschiedenen Epochen und Stilen prägen die Altstadt. Darunter gibt es die für Deutschland typischen Fachwerkhäuser und Gebäude im barocken Stil, die aus späteren Zeiten stammen, sowie Denkmäler des Klassizismus. Aber hier findet man auch Bauwerke, durch die sich diese Region auszeichnet. Detmold ist eine der westfälischen Städte, in der der Baustil blühte, der als „Weserrenaissance“ bezeichnet wird. Dieser Stil umfasst nicht nur Schlösser, Kirchen und Rathäuser sondern auch Häuser vermögender Bürger und Bauern. Wesentliche architektonische Merkmale dieses Baustils sind die kunstvoll verzierten Giebel, die sogenannten Bossenquader und viele Standerker. Der eindrucksvollste Bau der Weserrenaissance ist das Fürstliche Residenzschloss der Edelherren zu Lippen. Obwohl das Schloss heute noch privat bewohnt wird, ist ein Teil davon im Rahmen einer Führung zugänglich. Die Touristen finden viel Spannendes zum Bestaunen: In den prächtigen Räumen und Königssälen des Schlosses befinden sich einzigartige Gobelins, Kronleuchter und Deckenmalereien. Sehenswert sind u. a. die umfangreiche Jagdwaffensammlung und die Porzellansammlung.
Im Mittelpunk des Stadtlebens steht die Hochschule für Musik in Detmold, die 1946 auf Initiative des hervorragenden Cellisten und Pädagogen Hans Münch-Holland gegründet wurde. Hier studieren begabte aus aller Welt. Die Hochschule verfügt über zehn ausbildungsspezifisch eingerichtete Gebäude, die für Proben, Konzerte und Tonbandaufnahmen geeignet sind. Als Hauptgebäude der Detmolder Hochschule dient das Neue Palais, das 1718 fertiggestellt wurde. Der Bau ist vom imposanten Palaisgarten mit bizarren Brunnen und Teichen umgeben. Dieser entzückende Ort ist durchaus dafür geeignet, um nach der Lauferei um touristische Highlights durchzuatmen.
In einem der Detmolder Führungsbüros kann man eine Führung buchen, die der Rolle der Frauen in der Geschichte Detmolds und des Fürstentums Lippe gewidmet ist. Mal ein interessanter Fakt: als einer der fortschrittlichsten Herrscher von Lippe gilt eine Frau – Fürstin Pauline von Anhalt-Bernburg. Von 1802 bis 1820 war sie Regentin für ihren minderjährigen Sohn. Da die Fürstin von der Idee von Napoleons Frau Joséphine de Beauharnais entflammt war, eröffnete sie 1802 die erste Kinderbewahranstalt in Deutschland. Dabei waren in Paris allerdings nur die ledigen Mütter betroffen, während sich in Detmold das Angebot auch an Eltern richtete, die beide arbeiten mussten. Im Jahr 1809 hob Pauline Fürstin zur Lippe die Leibeigenschaft in Lippe gegen den Willen der Landstände auf und 1819 ließ sie die erste Verfassung des Fürstentums entwerfen. Eine der Hauptstraßen Detmolds trägt den Namen von Fürstin Pauline zur Lippe und heißt „Paulinenstraße“.
Während Ihres Aufenthalts in Detmold, sollte man die Gaumenfreuden der westfälischen Küche testen. Dazu gehört z. B. „Lippischer Pickert“, ein pfannkuchenartiges Gericht, das geriebene Kartoffeln als Grundlage hat. Ursprünglich war das ein „Arme-Leute-Essen“, das aber heute als lippische Spezialität gilt. Die Pfannkuchen werden mit Butter, Pflaumen- oder Apfelmus, Marmelade oder sogar Nutella bestrichen verzehrt. Aber es ist auch normal, dass man den „Lippischen Pickert“ mit Leberwurst zu sich nimmt, die auch zu den beliebtesten Gerichten der Einheimischen gezählt wird. Erwähnenswert ist eine andere in Westfalen sehr populäre Spezialität – Stippgrütze, auch Wurstebrei genannt. Sie besteht aus gekochter Gerstengrütze, die mit Fleischresten, auch Innereien, wie Herz, Nieren oder auch Leber angereichert wird. Die gekochten Zutaten werden mit Salz und Gewürzen abgeschmeckt und im Fleischwolf zerkleinert. Die mit Fett durchsetzte Masse erstarrt beim Abkühlen. Durch den Fettgehalt ist Stippgrütze lang haltbar, deshalb wurde sie damals auf Vorrat eingefroren, sodass sie über den Winter verbraucht werden konnte. Auf einem der Foren für Touristen setzten empfindliche Ausländer Wurstebrei auf eine Liste der „am schlimmsten aussehenden Gerichte“. Wenn das Aussehen des Essens für Sie nicht entscheidend ist, lohnt es sich, diese exotische Delikatesse zu probieren. In Wirklichkeit ist das ja pürierte Wurst, und die Deutschen verstehen viel von Wurst. In Lippe, so wie in ganz Westfalen, sind Grünkohl und Steckrübe sehr beliebt. Die letztere wird „lippische Ananas“ genannt. Die Steckrübe wird oft in den Eintopf hinzugefügt oder zu Püree gemacht. Die einheimischen Vegetarier bereiten aus Steckrübe sehr überzeugende Schnitzel zu.
Kurzum: Gutes Essen von guter Qualität, interessante und vielfältige Architektur, prallgefüllter Kulturkalender, Weserrenaissance, zwei einzigartige Weltvogelparks sind eine Reise nach Detmold während Ihres Aufenthalts in Deutschland wert.