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Nördlingen: die Stadt des Diamantstaubs

Nördlingen ist die Stadt des Diamantstaubs, schief stehenden Fachwerkhäuschen und unsymmetrischen Fenstern. Das Rathaus gilt als das älteste Gebäude der Stadt und stammt aus dem 13. Jahrhundert. Es wurde aus dem Stein gebaut, welcher in dieser Gegend vor 15 Millionen Jahren infolge des auf die Erde eingeschlagenen Meteoriten entstand. In so einer erstaunlichen Stadt wie Nördlingen gibt es die Bruchstücke des Meteoriten und Proben des Mondgesteins zu erkunden, eine nahrhafte Suppe namens «der Gaisburger Marsch» zu probieren sowie auch eine beeindruckende Aussicht von dem Turm Namens «Daniel» auf die fast runde Altstadt, die von der alten Stadtmauer umgegeben ist, zu genießen.

Nördlingen ist mehr als 1100 Jahre alt! Die Stadt gilt sowohl als das geographische als auch als das bedeutenste Zentrum vom Nördlinger Ries - das Tal, welches  aufgrund des Meteorits entstand, der dort vor etwa 15 Millionen Jahren einschlug. Dies sind aber nur ungefähre Angaben. Historiker haben keine zuverlässigen Hinweise wann der runde Talkessel genau entstanden war. Bewiesen ist nur die Tatsache des Kontakts des Himmelskörpers mit der Erde. Die Teilchen des Diamantstaubs, die nach der Kollision durch die Luft geflogen und sich dann abgesetzt hatten, wurden nämlich im einheimischen Gestein entdeckt. Im historischen Zentrum der Stadt, das sich gerade im Zentrum des runden Talkessels befindet, sind Gebäude aus diesem Stein erbaut worden. Deswegen wird die Stadt manchmal als die Stadt der Diamantstaubs bezeichnet.

Nördlingen ist auch bekannt als eine der drei deutschen Städte, in denen die Stadtmauern vollkommen erhalten geblieben sind (die beiden anderen Städte sind Dinkelsbühl und Rothenburg ob der Tauber). In der Stadt befindet sich das Stadtmauermuseum. Wenn man die Stadt von oben betrachtet, wird man schnell feststellen, dass die Grenzen Nördlingens vom damals gefallenen Meteorit «gezogen» wurden. Die Stadtmauer bildet nämlich einen fast perfekten Kreis! Details über den Fall des Meteoriten kann man im Rieskrater-Museum erkunden. Dort sind die unikalen Exponate mitsamt des Bruchstücks des Mondkraters aufbewahrt! Das einzigartige Augenblick-Museum wird wohl Reisende mit magischen Laternen, alten Pianolas, Cameras Obscura und anderen älteren Geräten überraschen. Das Stadtmuseum in einem ehemaligen Krankenhaus des Heiligen Geistes gefällt bestimmt diejenigen, die sich für mittelalterliche Malereien interessieren sowie auch die Funde aus altrömischen Zeiten hoch schätzen. Dort sind die Objekte aus der altrömischen sogenannten Landvilla  - «Villa Rustica» – ausgestellt.

Die bayerische Stadt Nördlingen liegt in Schwaben, das berühmt für das nahrhafte und reichliche Essen ist. Dies ist beim Probieren der kräftigen Suppe «der Gaisburger Marsch» sicherzustellen. Die Suppe besteht aus einer starken Brühe mit geschmortem Rindfleisch. Dazu werden Kartoffeln und Spätzle bzw. die handgemachten und gleich gekochten Nudeln angerichtet. Die Suppe gilt als das traditionelle «Militärgericht». Damit sind viele Sagen verbunden. Laut einer Sage befand sich in Stuttgart die Gegend namens «Gaisburg», wohin Soldaten der örtlichen Truppenteile immer zum Mittagessen marschierten. In einem der Cafés in dieser Gegend wurde damals jeden Donnerstag und Freitag die Suppe, welche aus den Resten von Kartoffeln, Gemüse und Spätzle zubereitet wurde, angerichtet. Die Suppe bestand aus dem, was in der Küche am Ende der Woche übrig blieb. Noch ein interessantes Ereignis ist mit dem Gaisburger Marsch verbunden. Als Horst Köhler im Jahre 2004 zum Präsidenten der Bundesrepublik Deutschland gewählt wurde, bewirtete er seine Gäste an dem festlichen Abend genau mit dieser Suppe. In der Presse wurde es damals als «das Mahl der Demokratie» bezeichnet.

Man sollte in Nördlingen auf jeden Fall auch die Sauren Kutteln probieren, die aus Rinderpansen mit Wein- oder Essigsoße bestehen. Schwäbische Maultaschen sind dort auch sehr beliebt. Sie sind mit geräuchertem Fleisch, Hackfleisch oder auch Spinat und Semmelbrösel gefüllt. Wenn man noch Lust und Platz für einen Nachtisch hat, sollte man «den Kirschenmichel» - ein Kirsch-Pudding oder aber «den Ofenschlupfer» - ein Pudding mit Apfel, Mandeln, Vanille und Rosinen probieren.

Unter den Einwohnern Nördlingens ist das Historische Stadtmauerfest, welches in der ersten Hälfte im September stattfindet, sehr beliebt. Es ist für seine Reitturniere und Kostüme der mittelalterlichen Ritter bekannt. Das Stabenfest gilt auch als eines der wichtigsten Ereignisse im Leben der Stadt. Es dient als eines der ältesten  Kinderparaden Deutschlands und wird bereits seit 1406, immer zu Anfang Mai veranstaltet. Es steht wohl nur der Nördlinger Pfingstmesse nach, deren Traditionen auch im Mittelalter verwurzelt sind, als Nördlingen noch ein wichtiges Handelszentrum war. Die Messe dauert zehn Tage – vom Ende Mai bis Anfang Juni - und wird auch mit der Parade eröffnet. Während der Messe werden veschiedene Konzerte und Straßen-Shows veranstaltet. Vom ersten Advent im Ende November und bis zu Weihnachten sind in Nördlingen Märkte und Messen organisiert, wo man mal den ermutigenden Glühwein trinken und festliche Ingwer-Lebkuchen probieren kann. 

Die alte Stadt Nördlingen mit ihren herrlichen altertümlichen Stadtmauern und den Häusern, die so aussehen, als ob sie direkt aus den Pflastersteinen gewachsen sind, ist wohl ein idealer Ort für eine bedächtige Wanderung. Der Blick auf die Stadt vom Turm «Daniel» in der St.-Georgs-Kirche erhöht noch die Eindrücke von diesem unglaublichen Ort!

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