Der Name Mespelbrunn erhielt das Dorf zu Ehren des Schlosses erst im Jahre 1938. Davor war es bekannt als Neudorf. Die ersten Erwähnungen darüber stammen aus der Mitte des 13. Jahrhunderts, als die Siedlung unter der Leitung der Grafen von Rieneck entstand. Es ist sehr interessant, dass das benachbarte Dorf Hessenthal lange Zeit dem Erzbischof von Mainz gehörte und zwischen den zwei Siedlungen eine Grenze verlief, die den Besitz der Feudalherren abtrennte. Im Jahre 1972 wurde Mespelbrunn mit Hessenthal zu einer Gemeinde vereint.
Mitte des 15. Jahrhunderts hatte Echter von Mespelbrunn die Wallfahrtskirche Hessenthal mit der Familiengruft gegründet. Sie wurde etwas später in den gotischen Stil umgebaut und ist zur Kapelle der Jungfrau Maria geworden. Dort sind das Werk «Pieta» von Tilman Riemenschneider aus der Mitte des 15. Jahrhunderts und das Kruzifix von Hans Backoffen aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts aufbewahrt. Das Hauptinteresse an Mespelbrunn wird aber durch das gleichnamige Schloss angezogen, in welchem immer noch die Grafen von Ingelheim leben. Sie sind die Nachkommen des Ritters Hamann Echter, der damals vom Mainzer Erzbischof Johann als Belohnung für seinen Dienst ein Dorf und einen Bauernhof erhielt. Der Bau des Schlosses Mespelbrunn begann im 15. Jahrhundert. Im 16. Jahrhundert wurde das Schloss jedoch bei der Herrschaft von Peter Echter von Mespelbrunn umgebaut. Sein Sohn Julius wurde zum Fürstbischof von Würzburg und zum Herzog von Franken und hinterließ seine Spuren in der Geschichte mit der Gründung der Julius-Maximilians-Universität Würzburg.
Seinen Ruhm ist Mespelbrunn in der Tat der Kunst zu verdanken. Im Jahre 1826 logierte der junge deutsche Schriftsteller Wilhelm Hauff in Neudorf im Wirtshaus bei der Poststation. Es wird angenommen, dass ihm genau dort die Idee zur Novelle «das Wirtshaus im Spessart» kam. Es wurde im Jahre 1828 im «Der Märchenalmanach für Söhne und Töchter gebildeter Stände» publiziert. Im Jahre 1958 wurde die gleichnamige Musical-Komödie des deutschen Regisseurs Kurt Hoffmann verfilmt. Der Film gewann mehrere Kinopreise und wurde für die «Goldene Palme» in Cannes nominiert! Die Dreharbeiten fanden übrigens im Schloss Mespelbrunn statt. Dank des Ruhmes der weltberühmten Komödie und auch damit, dass die Grafenfamilie einen der drei Flügel des Schlosses in ein Museum verwandelte und es für die Öffentlichkeit zugänglich machte zieht es bis heute viele Touristen nach Mespelbrunn.
In der Nähe von Mespelbrunn wurde noch ein berühmter Charakter und zwar Schneewittchen «geboren». Am Ende des 18. Jahrhunderts verbrachten die berühmten Brüder Grimm einige Zeit in Steinau, das nur 60 km nördlich von Mespelbrunn entfernt liegt. Forscher, die ihre Werke analysieren, behaupten, dass die Geschichte vom Schneewittchen auf lokalen Gegebenheiten des Lebens in der Stadt Mespelbrunn basieren. Die sieben Zwerge könnten so auch Bergleute sein. Im Mittelalter arbeiteten nämlich in den Bergwerken auch Kinder. Die schweren Arbeiten und Bedingungen im Bergwerk führte höchstwahrscheinlich auch zu Wachstumsstörungen. Der Kristallsarg des Schneewittchens passt auch logisch ins Bild, denn in der Region war auch die Glasherstellung vorhanden und sehr gut entwickelt. Die Gilde der Glasbläser wurde dort bereits im 14. Jahrhundert gegründet. Über diesem Handwerk «erzählt» die Ausstellung im Glasmuseum im benachbarten Wertheim.
Heute ist das Einkommen der Gemeinde Mespelbrunn vollständig vom Tourismus abhängig. Es ist deswegen kein Zufall, dass das lokale Motto lautet: «Komm als Gast, geh als Freund». Eine der Säulen der Gastfreundschaft ist dort die Bewirtung, wofür man dort ein Auge hat. Man freut sich dort, Gästen die lokalen Spezialitäten, wie zum Beispiel die Spessartforelle anzubieten. Diese ist eine Flussforelle, die mit Zitrone und Petersilie gebacken und mit Kartoffeln und Gemüsesalat dazu angerichtet wird. Auf Vegetarier warten köstliche Pilzgerichte aus den Wäldern des Spessarts.
Jedes Jahr im Herbst findet in Mespelbrunn das wichtigste kulinarische Ereignis des Jahres statt – «die Wild und Wein Wochen». Während des Festes sollte man unbedingt Wildschwein-Medaillons in Aalbeerensoße und den sanften Rehschlegel probieren. Wildgerichte aus Hirsch sind dort auch sehr empfehlenswert. Diese sind zum Beispiel der Hirschbraten mit heimischen Pilzen, Apfelrotkohl und Kartoffelklößen und Medaillons vom Hirschrücken in Sauerkirsch-Pfeffersoße und Kartoffelstrudel.
Wald-Delikatessen aus Mespelbrunn werden prima durch einen Obstbrand ergänzt, der dort aus reifen Äpfeln, süßen Pflaumen, Birnen und duftenden Kirschen hergestellt wird. Die lokalen Gastronomen Wissen darüber Bescheid, wie sie Gäste zu begeistern haben und damit ihre Stimmung anheben!