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Twer, die Stadt an drei Flüssen

Twer ist Nachbarstadt von Moskau und liegt nur 177 Kilometer von der Hauptstadt entfernt. Nach russischen Verhältnissen ist es keine große Strecke. Heutzutage kommt man hierher, um auf Uferpromenaden der Wolga entlang zu flanieren, die reine Luft zu genießen, die zweistöckigen Stadtvillen aus dem 18. Jahrhundert anzusehen, den prächtigen Reisepalast (russisch: Putewoj dworez) zu bewundern, wo einst die Zarin Katharina die Große abgestiegen war, und den Twerer Tschoryg (russisch: Tschoryg twerskoi) zu probieren, ein Fischgericht, das nur in Twer zubereitet wird.

Es gibt mehrere Möglichkeiten, um die Gründung von Twer zu erklären. Der einen nach entstand Twer als winziges Dörfchen am Ufer des Flusses Twerzy. Die zweite Version besagt, dass Twerd (das heißt so viel wie Festung, Hochburg) durch den Fürsten von Wladimir Wsewolod III. gegründet wurde. In den Chroniken wurde Twer zum ersten Mal 1135 erwähnt. Somit ist diese Stadt zwölf Jahre älter als Moskau! Diese Stadt, die günstig auf dem Handelsweg zwischen Moskau und den Nordregionen der Rus lag, entwickelte sich im 12. und 13. Jahrhundert sehr schnell. Lange war sie Hauptstadt des Twerer Fürstentums und schloss sich erst am Ende des 15. Jahrhunderts dem Moskauer Staat an, so geriet Twer in den Schatten Moskaus. Seitdem leben Twer und seine Einwohner in ihrem eigenen gemächlichen Rhythmus, sie sind sich ihrer großen Vergangenheit bewusst, wollen aber mit den zwei Hauptstädten, Moskau und Sankt Petersburg, die durch eine Autobahn direkt über das Stadtzentrum miteinander verbunden sind, nicht wetteifern.

Die Flüsse Tmaka und Twerza münden in die Wolga und teilen dadurch die Stadt in vier Teile. Der älteste Stadtteil, der im 17. und 18. Jahrhundert im klassischen gouvernementalen Stil bebaut wurde, liegt zwischen Wolga, Tmaka und dem Flüsschen Lasur, von dem heutzutage nur einige Teiche übrig geblieben sind. Drei Straßen — Sowetskaja, Nowotorshskaja und Wolnogo Nowgoroda — bilden den sogenannten Versailles-Dreizack, den Katharina die Große und der Architekt Nikitin der Stadt «geschenkt» hatten, nachdem Twer 1763 einer Feuersbrunst zum Opfer fiel und der alte Stadtkern zerstört wurde. Auf der Stepan-Rasin-Uferstraße kann man auch wunderschöne alte Bauwerke bewundern. Ein absolutes Muss für Touristen ist die Trechswjatskaja-Straße, die im rechten Winkel zu Wolga verläuft. Ihre Fußgängerzone, die zwischen der Nowotorshakaja-Straße und dem Lasur-Ufer liegt, ist ein Lieblingsort für Einwohner und Gäste von Twer, die hier gerne flanieren. Hier gibt es einiges zu sehen: hübsche zwei- und dreistöckige kleine Häuser, Straßenkünstler, Verkaufsausstellungen hiesiger Künstler, wo man Bilder mit Aussichten von Twer kaufen kann, Lokale und Restaurants. Hier, in der Trechswjatskaja-Straße, kann man örtliche Souvenirs erstehen: handgemachtes Holzgeschirr, geschnitzte Bretter, Sachen aus besticktem Leinen.

Twer ist eine grüne Stadt. Hier gibt es viele Gartenanlagen, Parks, Brunnen, Uferstraßen. Im Gebäude des Eisenbahnbahnhofs befindet sich ein botanischer Garten. Erstaunlich ist die Anzahl von Brücken, es gibt über 30 davon! Für eine nicht besonders große Stadt ist es eine ganze Menge, obwohl die Urbanismus-Vertreter meinen, es gäbe zu wenige Übergänge. In den letzten 25 Jahren wurden hier keine neuen Brücken gebaut, die vorhandenen können den stark gewachsenen Verkehr nicht richtig bewältigen. Und die Industrie wächst auch. In der Stadt gibt es einen Waggonbaubetrieb, es werden Ausrüstungen fürs Brotbacken, für Aufzüge und vieles andere hergestellt.

Eine der bekanntesten Fabriken ist «Wolga-Bäcker» (russisch: Wolshski pekar)- Ihre Produkte — Brötchen, Kekse, Quarkkuchen, Blätterteigbrötchen, Waffeln, Pfefferkuchen — findet man nicht nur in Twer, sondern auch in den Theken vieler Moskauer Läden. Überhaupt ist Twer seit langem durch Pasteten (russisch: pirogi) und Lebkuchen berühmt. Einst produzierten ganze acht Twerer Fabriken Lebkuchen mit Minzgeschmack und schneeweißer Zuckerglasur, die in Holzformen hergestellt wurden. Aber nicht nur Backwaren machen die Küche von Twer bekannt. Die Stadt liegt an der Wolga, also kann man hier verschiedene Fischgerichte genießen, die den Kern der Twerer Küche bilden. In erster Linie ist es Twerer Tschoryg, ein Fischgericht, das nur in Twerer Restaurants zubereitet und serviert wird. Das Fischfilet wird zuerst in Mehl paniert und gebraten, dann mit einer Mischung aus Milch und geschlagenen Eiern bedeckt und im Ofen gebacken. Beim Servieren wird das Gericht mit Schnittlauch bestreut. Sehr schmackhaft ist auch die örtliche Kohlsuppe (russisch: Schtschi), das besondere Twerer Brot «Shben» und das Twerer Schaumgetränk «Wswar» (ein Aufgussgetränk auf Basis von Kräutern, Beeren oder Obst).

Das bescheidene Twer mit seinen Wolga-Weiten, Bauwerken aus dem 18. Jahrhundert, Uferstraßen und alten Kirchen freut sich immer auf seine Gäste. Hier verlangsamt sich die Zeit; Denkmäler und Häuser erinnern den Besucher an die Geschichte der Stadt und ihrer Einwohner.

Wie zu erreichen

Twer liegt zwischen Moskau und Sankt Petersburg. Vom Moskauer Bahnhof Leningradski fahren Nahverkehrszüge (elektrische Züge, Elektritschka genannt) ab, die Fahrzeit beträgt 2,5 Stunden. Die «Sapsan»-Hochgeschwindigkeitszüge (deutsch: Wanderfalke), die zwischen Moskau und Sankt Petersburg verkehren, machen den olbligatorischen Halt in Twer. «Sapsan» bringt Passagiere aus Moskau nach Twer in eineinhalb Stunden. Mit dem Auto braucht man 3,5 Fahrtstunden, um über die Autobahn М-10 von Moskau nach Twer zu kommen. Zwischen Moskau und Twer verkehren auch Linienbusse, die regelmäßig vom Drei-Bahnhöfe-Platz (russisch: ploschtschd trjoch woksalow) und von Busbahnhof in Schtschelkowo abfahren. Der «Sapsan»-Zug aus Sankt Petersburg erreicht Twer in 3 Stunden, Fernzüge brauchen dafür 6 bis 7 Stunden, mit dem Auto bräuchte man auch zwischen 6 und 7 Fahrtstunden (die Strecke ist 485 km lang). Twer verfügt über keinen Flugplatz.

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