Sarjadje ist ein historischer Name des ehemaligen Handelsörtchens, das im 14. Jahrhundert zwischen der Warwarka-Straße und der Moskwa lag. 2017 wurde in diesem Stadtviertel, mitten in der Hauptstadt – ein paar Schritte vom Roten Platz entfernt – der in Russland einzigartige Park Sarjadje eröffnet. Das Entwicklungsteam teilte das Gelände am Moskwa-Ufer in vier für Russland typische Landschaftszonen ein. Es ist interessant, dass das Konzept von amerikanischen Architekten, die den heute populärsten Park High Line in New York ausdachten, unterbreitet wurde.
Im Park Sarjadje kann man, sowohl in eine Eishöhle, als auch in ein Mediacenter gelangen, sich Konzerte in einer Philharmonie anhören und russische Spezialitäten im Restaurant „Russlands Geschmack“, wo statt Wänden Glasfenster mit Naturaussichten installiert sind, probieren. Hier kann man auf einmal ein Birkengehölz und eine Tundra Steppe mit ihren Büschen und Seen mit Teichsimsen sehen. Prinzipiell wurden hier keine Fußwege geschaffen. Kachel, Holz und Gras als Oberflächen sind viel angenehmer, als der Asphalt. Eine ungewöhnliche Idee ist die Schwebebrücke. Von dieser Brücke, die wirklich über der Moskwa zu schweben scheint, eröffnet sich eine tolle Aussicht auf den Fluss, die Christ-Erlöser-Kathedrale und die Uferstraße. Im Park kann man zur beliebigen Zeit spazieren gehen, egal ob es Tag oder Nacht ist, denn in der Nacht ist alles schön beleuchtet.
Der Park Sarjadje gehört zur TOP-5 der besten Parks der Welt! Doch in erster Linie besteht seine Einzelartigkeit darin, dass hinter diesem Ort eine sehr alte Geschichte steckt. Denn seit dem 16. Jahrhundert siedelten sich hier größtenteils Kaufmänner und Händler an. Die zentrale Straße von Sarjadje führte von den Elena-und-Konstantin-Toren des Kremls gleich zur Schiffsanlegestelle an der Moskwa, über die Waren in die Stadt eingeführt wurden. Der größte Teil der hölzernen Häuser von Sarjadje wurden vom Brand, 1812, vernichtet, als Napoleons Truppen die Stadt im Vaterländischen Krieg in Brand steckten. An Stelle von niedergebrannten Häusern wurden dreistöckige Häuser aus Stein wiederaufgebaut, in denen kleinere Läden Platz für sich fanden und die Handwerker wohnten. Doch in den 1930-er wurde der Handelsort Sarjadje ruiniert. In den 1940-er begann in Moskau der anspruchsvolle Bau der Stalin-Hochhäuser im Stil der sowjetischen Art déco. Sieben davon wurden fertiggestellt. Doch der achte Wolkenkratzer wurde wegen des Todes von Stalin nicht bis zu Ende gebaut, ebenso wie der großartig angedachte Sowjetpalast, der an Stelle der gesprengten Christ-Erlöser-Kathedrale errichtet werden sollte. In den 1960-er wurde in Sarjadje das Hotel „Russland“ erbaut. Die meisten Moskauer erinnern sich an dieses Gebäude, meistens als an eine wundervolle Konzerthalle, in der die damaligen Prominenten ihre Konzerte gaben und wo das Moskauer Sommerfilmfestival stattfand. Und das Hotel „Russland“ stand hier bis 2006, bis es abgebaut wurde.