Das Oldenburger-Schloss ist ein für die russische Provinz einzigartiges Palais aus Ziegelstein im neogotischen Stil. Seine Geschichte hängt mit Kaiser Alexander II. zusammen. Er war es, der 1879 ein Anwesen im Dorf Ramon, das 50 km nördlich von Woronesch liegt, seiner Nichte Evgenia schenkte, die nach der Heirat den Namen Oldenburgskaja trug. Evgenias Familie gehörte der deutschen Dynastie der Herzöge von Holstein-Gottorf an, die nicht nur mit den Romanows, sondern auch mit den Königshäusern Schwedens, Dänemarks und Griechenlands verwandt waren.
1886 erschien in Ramon ein Palais aus rotem Ziegelstein im altenglischen Stil, mit einer gedeckter Veranda, handgeschmiedetem Tor, Türmen und Uhren mit Schlagwerk. Es dauerte ein Jahr, das Kabinett, das Gästezimmer, das Billardzimmer im Erdgeschoss und die persönlichen Räume im ersten Geschoss einzurichten. Außerdem ließ die Prinzessin auf ihrem Grundstück eine Zuckerfabrik bauen und die mit allen technischen Innovationen ausgestattete „Dampffabrik für Pralinen und Schokolade“. 1908 musste die Familie Oldenburg das Anwesen wegen Schulden an den Staat zurückgeben, 1917 wanderten sie nach Frankreich aus. Nach der Revolution übergab man das Anwesen den Kindern: Eine Bibliothek und eine Musikschule nahmen darin Platz. Im Zweiten Weltkrieg blieb das Anwesen unversehrt.
Es hat sich die Meinung verbreitet, dass die Deutschen das Anwesen ihrer Landsleute nicht zerstören wollten. 2013 wurden hier Kamine, das Dach und die Fassade wiederaufgebaut, ein Park rund um das Haus angelegt. Viele Details des Interieurs bedürfen immer noch einer umfassenden Restauration, was die Besucher trotzdem keineswegs daran hindert, sich bei Führungen von der mystischen Atmosphäre des Palais verzaubern zu lassen, viele glauben etwas Abnormales in seinen Räumen zu spüren. Die Leute aus der Umgebung warnen Touristen, dass Foto- und Videokameras in den Räumen häufig aufhören zu funktionieren und erzählen Geschichten von Bauarbeitern, die darauf verzichteten, während des Wiederaufbaus in dem Palais zu übernachten, nachdem sie nachts furchterregende Geräusche gehört hatten.