Am rechten Wolgaufer in Twer befindet sich die Stepan-Rasin-Uferstraße. Sie erstreckt sich zwischen dem Stadtpark, der an der Stelle angelegt wurde, wo früher der Twerer Kreml stand, und der Bahnhofsstraße (russisch: Woksalnaja uliza). Sie ist nur zwei Kilometer lang, aber während des 30-minütigen gemächlichen Spazierganges wird man ganz leicht aus dem 21. Jahrhundert ins 20. und dann weiter ins 18. Jahrhundert versetzt!
Von der Stepan-Rasin-Uferstraße aus bekommt man einen guten Blick sowohl auf die Stadtbebauung als auch auf die malerische Wolga. Insbesondere vom Haus Nr. 1 aus, dem legendären Lichtspielhaus Swesda (deutsch: Stern) sind das Afanassi-Nikitin-Denkmal am gegenüberliegenden Ufer und die Alte Wolgabrücke gut zu sehen. Das Lichtspielhaus selbst wurde in den Jahren 1935-37 im klassischen Stalin-Prunkstil gebaut und ist mit der Hauptfassade zu Wolga gekehrt. Einst stand an dieser Stelle ein kleines Häuschen Peters I., wo der große Kaiser unterwegs nach Sankt Petersburg Rast gemacht hatte. Dem Lichtspielhaus folgt das 1935 gebaute Haus der Woroschilow-Schützen, wo sich heute ein Hotel und ein Wohnheim der Militärakademie befinden.Dann verläuft die Uferstraße unter der Neuen Wolgabrücke, und die Stadt wird sofort zweistöckig; auf dem gegenüberliegenden Ufer ragen die Kuppeln der Mariä-Entschlafens-Kathedrale und des Klosters der Heiligen Katharina empor. Hier sieht man sehr gut den Unterschied zwischen dem Geschmack der Twerer Adligen und dem der Kaufleute. Ein Teil der Häuser sind freistehende Stadtvillen, wie sie von den wohlhabenden Kaufleuten gebaut wurden. Und der nächste Stadtteil sieht wie Klein-Petersburg aus: die Häuser schmiegen aneinander und bilden quasi eine einzige gemeinsame Fassade.