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Kolomna: uralter Kreml, Pastila und Kalatschi

Kolomna ist eine der ältesten und schönsten Städte Russlands, deren Geschichte 840 Jahre zählt. Diese kleine Stadt verabschiedete Heere von Iwan dem Schrecklichen und Dmitri Donskoi zu ihren Feldzügen, wehrte sich gegen Angriffe der Goldenen Horde und späteren tatarischen Staaten, hatte die Pest und verheerende Brände überstanden. Ihre jahrhundertelange Geschichte wird im imposanten, bis heute erhaltenen Kreml, in alten Kirchen und Klöstern aufbewahrt. Es lohnt sich, dieser Stadt einen Besuch abzustatten, um zuzusehen, wie die altrussischen Traditionen wiederbelebt werden: hier werden sehr köstliche Kalatschi, (Kalatsch ist ein rundes Brotgebäck), gebacken und eine wunderbar schmeckende Pastila aus besonderen Äpfeln von Kolomna zubereitet.

Als Gründungdatum von Kolomna gilt das Jahr 1177, als die Stadt zum ersten Mal in Chroniken erwähnt wurde. Menschen hatten für ihre Siedlung einen malerischen Ort zwischen drei Flüssen ausgesucht: Oka, Kolomenka und Moskwa. Dank seiner Lage am Flusshandelsweg wurde das Städtchen schnell durch Kaufleute und Handwerker besiedelt. Nachdem im 15. Jahrhundert das Großfürstentum Moskau zum Zentrum des einheitlichen Russischen Staates wurde, sollte Kolomna als Schutzschild für die Hauptstadt fungieren. Diese kleine Stadt sollte ständig Angriffe von Krim- und Kasan-Tataren abwehren, deshalb wurde im 16. Jahrhundert in Kolomna, der für damalige Zeiten grandiose Kreml mit 17 Türmen, errichtet. Auf seinem Gelände versammelten sich russische Truppen vor wichtigen Feldzügen.

 

Später, im 17. Jahrhundert, als die Grenzen des Russischen Staates erweitert wurden, verlor Kolomna an militärischer Bedeutung und wurde zu einer ruhigen Handelsstadt. Hier hatte man seit eh und je die köstliche Pastila zubereitet, die auch im Ausland bekannt war, Apfelgärten gepflegt, mit Honig und Kalatschi gehandelt. Im 19. Jahrhundert wurde in Kolomna ein Maschinenbauwerk gegründet. Auch die Eisenbahn kam hierher und die Arbeiterklasse ersetzte nach und nach Händler und kleine Handwerker. Anfang des 20. Jahrhunderts verwandelte sich Kolomna in ein großes Industriezentrum mit dreißig Industriebetrieben. Nichtdestotrotz gelang es Kolomna, den Charme einer altrussischen Stadt zu bewahren.

 

Die wichtigste gastronomische „Sehenswürdigkeit“ von Kolomna ist Pastila. Mit ihrer Herstellung hatte man schon im 16. Jahrhundert angefangen, die traditionellen Zutaten waren Apfelpüree, (aus lokalen säuerlichen Äpfeln) und Honig. Die Stadt war schon immer durch ihre Apfelgärten berühmt, also ist es kein Wunder, dass genau hier das Rezept der „weißen, leicht und locker wie Schaum, drei Finger dicken Pastila“ erfunden wurde. Die erste Pastila-Fabrik entstand hier im Jahre 1735. Heute wird die Pastila-Herstellung nach alten Rezepten wiederbelebt. In Kolomna sollte man unbedingt das Museum für Pastila besuchen, wo Besucher die Geschichte dieser Süßigkeit erfahren und Tee mit verschiedenen Pastila-Sorten trinken können. Außerdem sollte man in Kolomna, wenn man schon da ist, die traditionelle Medowucha, (d.h. Honigschnaps), probieren, die mit Moosbeeren, Preiselbeeren und Minze angesetzt wird und Honig aus Kolomna kaufen. Interessant wäre auch ein Besuch im Museum für Kalatschi, das sich gleich im Kreml von Kolomna befindet. Die Bäcker bereiten hier Sauerteig mit Hopfen zu, rühren den Teig unbedingt auf einem eiskalten Tisch, vermengen verschiedene Mehlsorten und backen Kalatschi in einem Zwei-Herd-Ofen, welcher nach alten Zeichnungen gebaut wurde. Alle Besucher dürfen an der Zubereitung und Verkostung dieses Gebäcks teilnehmen, dazu wird auch Tee aus dem Samowar serviert!

 

In Kolomna, das im Moskauer Umland liegt, finden, über das Jahr verteilt, mehrere Feiern und Festivals statt. Im September wird z.B. das Festival von Äpfeln und Büchern „Antonäpfel“ ausgetragen: auf verschiedenen Bühnen werden neue Bücher präsentiert, Delikatessen aus Äpfeln werden zur Verkostung angeboten, Bühnenstücke werden aufgeführt. Am vorletzten Wochenende im August findet im historischen Teil von Kolomna das Stadtfestival „Picknick im Kreml“ statt, mit Dutzenden von interaktiven Bühnen, mit Musik, Tanz, Bauernmarkt und Food-Court. Während dieses Festivals kann man Drachen steigen lassen, Roboter steuern, Trampolin springen. Im August wird ein ungewöhnlicher Zwiebel-Markt organisiert. Dort kann man verschiedene Zwiebelgerichte kosten, an Meisterkursen teilnehmen und Souvenirs kaufen, wie z.B. Zwiebelzöpfe aus der Hand der Zwiebeln-Züchter. Interessant ist, dass die örtlichen Zwiebeln, die einst aus Bulgarien hierher gebracht wurden, Ende der 1950er Jahren einen Preis auf der Internationalen Gartenbau-Ausstellung in der damaligen DDR bekommen haben.

 

Die beste Zeit, Kolomna einen Besuch abzustatten, ist der Spätfrühling, wenn die legendären Apfelbäume von Kolomna blühen, oder Sommer, wenn man ausgedehnte Spaziergänge durch den alten Kreml unternehmen kann und seine imposanten Türme, hohe Glockentürme und Kirchenkuppeln bewundern kann. Übrigens ist Kolomna auch im weißen Winter schön. Und im goldenen Herbst möchte man gerne einen Abstecher zum Haus der Samoware machen, um eine Tasse heißen Tee mit Pastila zu sich zu nehmen oder einen echten Kalatsch aus dem russischen Ofen genießen.

 Wie zu erreichen

 Vom Moskauer Kasanski-Bahnhof fahren stündlich Nahverkehrszüge nach Kolomna, (bis zur Station „Golutwin“). Die Fahrt dauert knapp zwei Stunden. Es gibt auch den Linienbus Nr. 460 Moskau-Kolomna, der vom Busbahnhof Kotelniki abfährt, (Fahrtzeit beträgt 1 Stunde und 40 Minuten). Aus Sankt Petersburg erreicht man Kolomna, (Station „Golutwin“) in sechs Stunden mit dem Zug.

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