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Iwanowo: Das rote Manchester am Fluss Uwod

Iwanowo ist eine kleine Stadt, die man in Russland unter den Namen «die Stadt der Bräute» und das «rote Manchester» kennt, auch ist es ein Teil der beliebten Route «Goldener Ring». Iwanowo ist die dritte Stadt russlandweit, (nach Moskau und St. Petersburg), was die Zahl der konstruktivistischen Bauten aus den 20-30-er Jahren aus dem 20. Jahrhundert anbelangt. Ein Besucht lohnt sich, um die stille russische Provinz gesehen zu haben und um sich mit Tischdecken und Servietten aus hiesiger Herstellung einzudecken.

Die 1561 auf Erlass des Zaren Iwan des Schrecklichen gegründete Siedlung Iwanowo rühmt sich seit dem 17. Jahrhundert mit ihrer Textilherstellung. Von alters her wurde auf den Feldern rund um Iwanowo Leinen angebaut. An Wolle fehlte es ebenfalls nicht, sodass Weberei und Textilverarbeitung zu einem lukrativen Geschäft für die hiesigen Landesbesitzer wurden. Im 18. Jahrhundert gehörten ihnen die ersten Webmanufakturen. Und im Jahr 1871 wurde Iwanowo zum Mittelpunkt der Textilproduktion im russischen Kaiserreich. In den Manufakturen von Iwanowo kam die erste Dampfmaschine in Russland zum Einsatz.

Seine Rufnamen — Stadt der Bräute und das rote Manchester — verdankt Iwanowo seiner Textilproduktion. So wie einst die britische Stadt Manchester die Produktion von Baumwollstoffen in Europa anführte, so stellt auch Iwanowo bereits seit 400 Jahren bunte Stoffe her. Und die «Bräute», also die Frauen, waren schon immer die Antriebskraft der Textilindustrie. Somit nimmt das Iwanowo Gebiet schon seit vielen Jahren den ersten Platz ein, was die Differenz im Bevölkerungsanteil zwischen Männern und Frauen betrifft. Seit 1996 ziert das Wappen von Iwanowo eine schöne russische Frau im roten traditionellen Kleid und einem Kokoschnik, (traditionelle haubenartige Kopfbedeckung), beim Weben.

Die Konzentration der Betriebsanlagen machte Iwanowo zu Beginn des 20. Jahrhunderts zum Zentrum des Revolutionskampfes, nicht von ungefähr gehört die Stadt bis heute zum «roten Gürtel» Russlands. Mit Sicherheit lässt sich sagen, dass Iwanowo als Geburtsstätte der «Macht der Sowjets aus Arbeitern und Bauern» gelten kann. In den Fabriken der Stadt arbeiteten über Jahre nicht nur Bürger der UdSSR, sondern auch Arbeiter aus anderen sozialistischen Ländern. Über mehrere Jahre hinweg lebten und lernten im Internationalen Kinderheim in Iwanowo die Kinder von Mao Zedong.

Die Stadt Iwanowo steht am Fluss Uwod. Dieser ist aber nicht der einzige, es gibt auch die Talka, Charinka und Stradanka. Die städtischen Industrieanlagen hatten schon immer viel Wasser verbraucht, weshalb 1937 im nördlichen Stadtteil der Uwodskoje einWasserspeicher gebaut wurde, der durch einen Kanal mit der Wolga verbunden war.

Die Stadt bildet einen Teil der beliebten Route «Goldener Ring». Das ist die dritte Stadt in Russland, (nach Moskau und St. Petersburg), wenn es um die Zahl der Bauten im Konstruktivismus-Stil aus den 20 — 30-er Jahren des 20. Jahrhunderts geht, und sie überwältigt ihre Besucher mit diesen Prachtstücken. Hier sind ganze Arbeitersiedlungen erhalten geblieben, die wie Häuser der Zukunft gebaut wurden, und riesige Fabriken — Denkmäler der industriellen Architektur im 19. Jahrhundert. Man sollte sich den Besuch auch gönnen, um die ruhige russische Provinz, die Wohnhäuser und Anwesen aus dem 18.-19. Jahrhundert zu erleben.

Eine Reise nach Iwanowo lohnt sich auch wegen der reichhaltigen Kunstsammlungen in den Museen. Viele Fabrikbesitzer aus Iwanowo, die es zu ihrem ersten Kapital brachten, begannen, Geld für Kunstwerke auszugeben, sodass die hiesigen Museen heute recht ausgefallene Ausstellungsstücke vorweisen können. Außer den Architekturdenkmälern des 20. Jahrhunderts sollte man bei einem Bummel durch die Innenstadt insbesondere auf das Kurbatow-Haus achten, ein unikales Beispiel für weltliche Architektur. Seit 1800 steht dieses Haus aus Kiefernstämmen in der Postyschew-Straße 7. Die hervorragend gearbeiteten Fensterläden und die Säulen sind aus demselben Holz gefertigt.

Die in der Stadt und in den umherliegenden Siedlungen befindlichen Kirchen sind eine pure Augenfreude. Der Glockenturm der Dreifältigkeits-Kirche von 1823 im Dorf Lezhnewo, das einst zur Schlossanlage gehörte, ist vom Weiten sichtbar. Den Glockenturm ziert bis heute eine Uhr, die 1870 von russischen Meistern angefertigt wurde.

In Iwanowo kann man einige interessante Lokale finden, in denen Gerichte der russischen Küche serviert werden. Außer den traditionellen Schtschi, Borschtsch und Okroschka kann man hier auch Hering mit Kartoffeln und Zwiebeln als Vorspeise essen, Soljanka, Rinderzunge und Schweinebraten im Tontöpfchen probieren. Als Iwanowos Markenzeichen gelten seine Bratlinge aus Kürbis.

In der warmen Jahreszeit lockt Iwanowo mit seinen Parkanlagen. Im kleinen Park Art-Square kann man einem Dackel aus Messing die Ohren oder die Nase reiben. Diese kleine Darstellung ist sehr beliebt unter den Bewohnern und soll ihrer Meinung nach Glück bringen. Im Square gibt es viel Grün, Blumen und kleine Bänke. Im Park Charinka findet man Strände und einen Tretbootverleih. Im Winter kann man hier Eislaufen und Rodeln.

Natürlich sollte man auch die Souvenirs aus Iwanowo nicht vergessen! Dies sind alle denkbaren Textilwaren aus der hiesigen Herstellung. Passende Mitbringsel wären also schöne Tischdecken, Servietten, Bettwäsche. Außer Stoffen kann man hier auch typische, russische Souvenirs aus Holz finden: Matroschkas und Geschirr, das von den Iwanower Meistern geschnitzt wird. Also tritt Iwanowo würdig und gleichzeitig bescheiden in der Konkurrenz mit anderen Städten auf, die zu dem «Goldenen Ring» gehören.

Wie zu erreichen

Die Entfernung zwischen Moskau und Iwanowo beträgt fast 300 km. Am einfachsten ist es, sie mit dem Auto zurückzulegen. Der Weg wird ca. 4-5 Stunden auf der Autobahn A-113 in Anspruch nehmen. Der Bahnhof von Iwanowo ist nicht weit von der Stadtmitte entfernt. Züge aus Moskau, St. Petersburg, Jaroslawl, Nischni Nowgorod, Ufa, Samara kommen hier an. Aus Moskau kommt man in 7 Stunden nach Iwanowo, mit dem Zug Moskau-Kineschma. In Iwanowo gibt es auch das Flughafen Iwanowo-Juschnyj. Es wird von der Fluggesellschaft «Rusline» aus Moskau und St. Petersburg angeflogen. Die Flugdauer von Moskau aus beträgt eine Stunde.

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