Für diejenigen, die sich für Bildungsgeschichte und Medizin interessieren, ist die Burse sehenswert. Sie wurde Ende des 15. Jahrhundert als ein Lehrhaus für die Artistenfakultät der Universität eröffnet. Hier genossen die 14–16jährigen begabten Scholaren die universitäre Grundausbildung. Unter den Fächern fanden sich Grammatik, Logik, Rhetorik, Arithmetik, Geometrie, Astronomie und Musik. Nach der Ausbildung machten sie ihren Magister, der sie zum Besuch der höheren Fakultäten (Medizin, Jura und Theologie) qualifizierte.
Große Namen lehrten an der Burse: der Philosoph und Humanist Johannes Reuchlin, der als der erste deutsche Hebraist nicht jüdischer Herkunft gilt, der Hebräisch beherrschte; sein Großneffe Philipp Melanchthon, der ein lutherischer Reformator war; der Astronom, Mathematiker und Orientalist Wilhelm, Erfinder der ersten mechanischen Rechenmaschine (1623) sowie der Philosoph Ernst Bloch. 1803–05 wurde das Gebäude zum ersten Universitätsklinikum mit 12 Krankenzimmern umgebaut. Am 15. September 1806 wurde hier der geisteskranke Hölderlin „in kur genommen“ und 231 Tage behandelt. Heutzutage sind im Gebäude das Philosophische Seminar und das Kunsthistorische Institut der Universität untergebracht.
Das Gebäude der Burse an sich ist ein eindrucksvolles Beispiel für die Fachwerk-Architektur. Man kann es im Rahmen der Themenführung „Von Quacksalbern, Bädern und Wundärzten“ besuchen, die in einem Touristenbüro zu buchen ist.