Frankfurt am Main wird auch manchmal als „die Hauptstadt, die nie eine Hauptstadt war“ bezeichnet. Am Nähesten zu diesem Status kam die Stadt im Jahr 1949, als sie die Bundeshauptstadt Wahl aufgrund einer Stimme an Bonn verlor. Frankfurt leidet jedoch nicht an Komplexen aus diesem Anlaß. Die Superlative kommen in einer Erzählung über Frankfurt sehr häufig vor: der größte Flughafen des Landes, die größte internationale Automobilausstellung, die größte Buchmesse. Außerdem ist Frankfurt eine Stadt mit der siebthöchsten Lebensqualität in der Welt und mit der höchsten in Deutschland – das spricht Bände.
Laut der Legende wurde Frankfurt im 8. Jahrhundert von Karl dem Großen gegründet. Zurückweichend vom Angriff der Sachsen, mussten die Truppen des Königs am Main halten. Damals wurden die Franken, die ihren Mut verloren, von der aus dem Nichts erschienen weißen Hirschkuh gerettet. Sie zeigte ihnen, wo die Furt lag. Sobald die Franken das andere Ufer erreichten, kam der Nebel auf, und die Sachsen mussten die Jagd unterbrechen. Mit der neu angekommenen Verstärkung bewältigten nach ein paar Tagen die Franken ihren Gegner. Zur Feier dieses wundervollen Ereignisses baute Karl in diesem Ort eine Stadt und nannte sie Franconovurd („Furt der Franken“). Er versetzte zudem seinen Königshof dorthin. Die archeologischen Ausgrabungen weisen allerdings nach, dass römische Siedlungen in diesem Ort lange vor Karl existierten... Die politische Bedeutung Frankfurts in der Geschichte ist nicht zu unterschätzen. Im Laufe vieler Jahrhunderte wurden hier die deutschen Könige und Kaiser des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation gewählt und seit dem 16. Jahrhundert auch gekrönt. Frankfurt spielte auch eine wichtige Rolle bei der Stärkung der deutschen Handelsmacht. Die erste Urkunde der Frankfurter Messe stammt aus dem Jahr 1150! Im Jahr 1240 unterschrieb der fortschrittliche Kaiser Friedrich II. ein Dokument, das allen Kaufleuten die Sicherheit auf dem Weg zur Messe gewährleistete. Ende des 16. Jahrhunderts machte Frankfurt als Handelszentrum einen weiteren Schritt vorwärts. Die Zugereisten aus verschiedenen Ecken Deutschlands und Europas brachten Geld ihrer Staaten zur Messe mit. Um einen fairen Handel zu sichern, einigten sich die einflußreichen Kaufleute im September 1585 auf einen gemeisamen Wechselkurs der Gold- und Silbermünzen. Gerade dieses Ereignis hält die heutige Börse Frankfurt für ihren Geburtstag.
Heute gehört Frankfurt zu den globalen Städten der Welt. In der Zeit wenn die Masseneinwanderung für die europäischen Länder ein schmerzhaftes Thema ist, berichtet Frankfurt im Gegenteil stolz über 180 Nationlitäten, die unter den Einwohnern vertreten sind. Einigen Studien zufolge haben bis zu 40 Prozent der Einwohner ausländische Pässe.
Frankfurt ist eine kosmopolitische Stadt und dadurch kann man hier Speisen aus aller Welt finden. Jedoch kann auch die lokale Küche überraschen so wie zum Beispiel der Apfelwein (im lokalen Dialekt nennt man ihn Ebbelwoi oder Äbbelwoi). Kosten kann man ihn in einer der Tavernen, bei denen es ein immer grüner Kranz an der Tür hängt – ein Zeichen, dass man hier frischen Wein serviert. Die Apfelweinliebhaber behaupten, dass dieser sowohl gut den Durst stillt als auch den Cholesterinspiegel senkt. Wenn man aber den Geschmack des Apfelweins zu stark findet, ist es erlaubt, den Wein mit Wasser oder Limonade zu verdünnen. Eine weitere Frankfurter Spezialität ist der „Handkäse mit Musik“ – Weichkäse aus Kuhmilch mit einem ziemlich scharfen Geruch und einem spezifischen Geschmack. Die Meinungen deren, die ihn kosteten, gehen von vorsichtig „ungewöhnlich“ bis zu kategorisch „stinkt wie dreckige Socken“. Allerdings werden viele bekannte Käse werden so beschrieben. Deswegen ist es immer besser, selbst auszuprobieren. Meistens wird der Käse mit geschnittenen Zwiebeln und Kümmel bestreut und als selbstständige Vorspeise angeboten. Wo ist aber die Musik, die auf die es im Name des Gerichts angespielt wird? Laut der anständigen (und weniger glaubwürdigen) Version versteht man unter „Musik“ den Klang der Glasfläschchen mit Essig und Öl, die mit dem Gericht serviert werden. Es gibt doch auch eine nüchterne Erklärung: Musik sei bloß ein Euphemismus, um das Magenknurren nach dem Käseessen, besonders in Kombination mit den rohen Zwiebeln, zu beschreiben! Trotz des umstrittenen Rufs gibt es viele Handkäse-Liebhaber.
Eine andere Frankfurter Spezialität ist die Grüne Soße. Es wird behauptet, dass selbst Goethe ein großer Fan davon war. Die Soße besteht aus sieben frischen Kräutern (die Kombinatitionen variiren je nach Saison oder Restaurant), gekochten Eiern, Butter und Essig. Sie wird gewöhnlicherweise mit gekochten Kartoffeln, hart gekochten Eiern oder einem gebratenen Bruststück serviert, seltener mit Fisch, Roastbeef oder Gegrilltem. In vielen Hessischen Familien ist die Grüne Soße eine obligatorische Mahlzeit am Gründonnerstag. Die Süßigkeitsesser sollten die Marzipanplätzchen „Bethmännchen“ probieren. Der französische Konditor Jean Jacques Gautenier, der im Haus des Frankfurter Bankiers und Philanthrops Simon Moritz von Bethmann in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts diente, gilt als Rezepterfinder. Es existiert die Meinung, dass die drei Mandelscheiben, mit denen ein Plätzchen anjeder Seite verziert wird, die drei Söhne von von Bethmann symbolisieren.
Im 20. Jahrhundert nach dem zweiten Weltkrieg ist es Frankfurt gelungen, im Laufe der Zeit das Ansehen einer der größten Wirtschaftszentren Europas und der Welt wiederherzustellen. Millionen Menschen kommen jährlich zu Messen hierher . Die berühmteste ist die Frankfurter Buchmesse. Sie wurde 1485 zum ersten Mal veranstaltet – nur ein paar Jahrzehnte nachdem Johann Gutenberg den modernen Buchdruck mit beweglichen Metalllettern erfand. Bemerkenswert sind auch die internationale Automobilausstellung International Motor Show (IAA), Automechanika – eine spezialisierte Ausstellung der Automobilindustrie, und Ambiente – eine Ausstellung der Konsumwaren.
Für Reisende, die nach Frankfurt kommen, um sich zu erholen und neue Eindrücke zu gewinnen, gibt es auch vieles zu unternehmen. Beispielsweise kann man im Museum für Kommunikation in Zeiten zurückkehren, als die Menschheit noch keinen Mobilfunk kannte. Im Filmmuseum gibt es die Möglichkeit, sich als Kameramann zu üben. Außerdem ist die einzigartige geografische Lage im Mittelpunkt Deutschlands und der Europäischen Union ein perfekter Ausgangspunkt,um eine längere Reise durchzuführen.